Freitag, 1. April 2011

Happy Birthday! ;)


Buenos días!

Ich  kann euch zwar grad keine neuen Infos über meine neue Arbeit geben, kann aber sagen, dass es zu Zeit danach aussieht, dass es am Montag losginge!
In diesem Eintrag will ich eigentlich mal ein paar Worte zu Geburtstagsfeiern verlieren. Da ich in meiner Gastfamilie gerade mitten in der Geburstagszeit stecke, passt das meiner Meinung ganz gut. Am Sonntag war der Geburtstag meines kleinen Gastbruders. Ich hab das am Anfang gar nicht mitbekommen, dachte es sei der Tag des Kindes. Nach und nach kam ich dann aber dahinter, dass es der Tag DES Kindes war. DES Robertos. ;) Ups! Na, ist nicht so schlimm gewesen, da die Leute mit der Verschenkkultur eh nicht so viel anfangen können. Das war mir schon früher aufgefallen, als ich von Reisen immer Kleinigkeiten als Souvenir mitgebracht hab. Bedankt wurde sich schon mal gar nicht (Danke ist in der Kultur genauso wenig verankert, wie ein Bitte) und es war immer eine komische Situation! Wenn dann hab ich die besten Erfahrung mit Essen gemacht. Die Schokolade, die meine Eltern mir ab und an aus Deutschland schicken, wird immer freudig angenommen. Na, was ich damit sagen will ist, dass mein kleiner Bruder mit einem Happy Birthday schon zufrieden war und er gar kein Geschenk erwartete. Tatsache war sogar, dass die Eltern am Anfang den Geburtstag ebenfalls leicht verpennt hatten und Beto 20 Min neben seinen Eltern saß, bis ihnen dann zufällig aufgefallen ist, dass ja sein Geburtstag ist! Hmm. Geburtstagskinder dürfen keine Sonderbehandlung erwarten! Als Geschenk gingen wir dann (eigentlich wie immer) Brathändel essen und danach (was besonders war) noch Kuchen essen. Das erste mal seit langer Zeit fand ich die Stimmung richtig angenehm und es wurde sogar gelacht! 

Am Dienstag war dann meine Gastmutter dran. Auch für sie gab es keine Extrawürste, wie gewohnt stand sie um 6 auf, um die Wasserbehälter zu füllen, wie gewohnt machte sie Frühstück und wusch die Wäsche. Ihr Geschenk war ein Strandtag am Mittwoch. Strandtag in meiner Family bedeutet sich ein Schattenplätzchen suchen, jede Menge essen, sich ausruhen, Zeitunglesen uuuund jede Menge Bier trinken… Jetzt kommen wir zu dem eigentlich wichtigen Teil der peruanischen Festigkeiten. Wenn es kein Bier gibt, ist es kein Fest. Und: Man kann keinen Spass haben, wenn nicht mindestens ein halber Kasten ( Die Flaschen sind hier 600ml Flaschen à Pro KASten 12 Stück) pro anwesender Person mit am Start ist. Das heisst nicht, dass man dann Schluss macht, wenn jeder brav seinen halben Kasten getrunken hat. Nein! Denn wenn man erstmal angefangen hat, wäre es ja eine Schande und noch viel langweiliger, wenn man nicht weitertrinken würde! ;) Also wird der Sohn losgeschickt, um Bier zu kaufen. Und das immer wieder. Es ist jedes Mal amüsant, wenn mir gesagt wird. „Sophie, nach den 3 Flaschen gehen wir.“ 3 Flaschen sind auch eine etwas ungenaue Angabe, die sich dann gut und gern auf 12 Flaschen ausweiten kann. Man muss Geduld haben! Ich weiss auch nicht, ob ich schon mal beschrieben habe, wie genau die peruaner Bier trinken? Ein Markenzeichen der Peruaner ist, dass egal wie groß die Gruppe ist, alle aus einem Glas trinken! Das geht so: Jemand schenkt sich ein (immer nur ein halbes Glas, nie ein ganzes!), reicht die Flasche an seinen linken Nachbarn weiter, trinkt die Menge, kippt den klitzekleinen Rest mit einem geübten Schwung auf den Boden(egal ob drinnen oder draußen, im Restaurant oder in der sauberen Wohnung) und gibt das Glas weiter. Der linke Nachbar schüttet sich ein, reicht die Flasche weiter, etc. etc.  Einzige Ausnahme: Wenn man in einer guterzogenen Runde steht, schenken Männer generell auch Frauen ein. Wenn links neben einem Mann 4 Frauen stehen, hat dieser Pech gehabt, denn er muss vom Prinzip runde für runde den 4 Frauen nacheinander einschenken. ;) Sie beschweren sich dabei auch immer, lassen es sich aber meistens nicht nehmen , ihren Pflichten nachzugehen! :D
Der Tag gestern ist auf jedenfall mit viel Bier zu Ende gegangen und am Ende wurde sogar getanzt! Da wir auf dem Rückweg vom Strand noch die Mutter meiner Gastmutter besucht haben, wurde dort die Musikanlage angeschmissen. Nebenbei zu erwähnen sei noch, dass es hier einen insgeheimen Wettstreit zwischen den Familien gibt, wird denn die größte und lauteste Musikanlage hat. Also wurde die Anlage voll aufgedreht und auch die Unterhaltungen wurden auf einem nun etwas lauteren Level weitergeführt... Ob es dort wohl Missverständnisse gab? ;)  Es wurde sogar das Tanzbein geschwungen worden! Als Beobachterin mit dabei zu sein ist ja ganz nett, ich muss aber sagen, dass ich diese Art Geburtstag zu feiern etwas anstrengend fand. Vor allem die Rückfahrt mit meinem ziemlich betrunkenen Gastvater war leicht anstrengend, da er ziemlich egozentrisch wird und die ganze Familie nach seiner Pfeife tanzen muss… 

Sooo. Ich erhole mich derzeit von einer Sommergrippe, die mich bis gestern ziemlich umgehauen hat. Am schlimmsten waren aber weder die Kopf- noch die Körperschmerzen, sondern vielmehr die Langeweile! Sitzen auf den harten Plastikstühlen hab ich nicht lang ausgehalten, lesen ging nicht so gut, schlafen auch nicht den ganzen Tag und Internet wird auch langweilig. Schwierig! Außerdem hab ich festgestellt, dass Kranksein bei ´ner Affenhitze im haus nochmal doppelt so ekelig ist! ;)
Meine Lieben! Ich hab aber schon wieder ne Woche rum und wenn alles gut geht, fang ich am Montag in einem Gesundheitsprojekt an. Drückt mir die Daumen, dass ich mich dort besser einbringen kann, als ich es bisher konnte und es Arbeit gibt.

Ich schicke euch Spätsommergrüße und hoffe, es geht euch gut!

Mittwoch, 23. März 2011

7 hab ich, 5 werd ich!


Hallo ihr lieben!
Ich lasse mal wieder von mir hören! Dass ich in letzter Zeit nicht so viel schreibe liegt weniger daran, dass ich keine Zeit habe, als dass es einfach nichts zu schreiben gibt. Meine Tage ziehen einer nach dem anderen mehr oder weniger gleich vorüber und es passiert nichts besonderes!
Große Überraschung: Ich habe immernoch keine Arbeit. Und es ist auch noch keine in Sicht.
Ich hatte jetzt recht enge Kontakte mit dem Chef des ehemaligen Umweltprojekts geschmiedet, in dem Michi gearbeitet hatte, vllt erinnert ihr euch, dass ich da schon n paar Mal mitgearbeitet hatte. Da das Projekt ja jetzt in La Cruz (einem kleinen Städtchen) ausgelaufen ist, gibt es für uns Freiwilligen jetzt nichts wirkliches zu tun. Es könnte aber sein, dass das Projekt in Zorritos (einem kleinen Städtchen, wo ich auch surfe) aufgebaut werden wird. Falls das der Fall sein wird, werd ich versuchen da mitzuarbeiten. Am Montag war ich mit im Ortsamt, wo das Projekt eigentlich vorgestellt werden sollte vor ein paar wichtigen Männern. Erst warteten wir in einem Büro für 10 Minuten, dann in einem Flur für 40 und dann in einem Hörsaal für 30. Das Resultat war, dass die Leute, die sich den Vortrag anhören wollten, nicht konnten, weil ihnen etwas wichtigeres dazwischen kam. Ausserdem war keiner darauf vorbereitet als  Stellvertretet einzuspringen, damit das Treffen wenigstens nicht vollkommen sinnlos endet. Hmm. Als ich Ronald, den Chef, ansprach, meinte der, dass das vollkommen normal sei. „So sei das eben, er sei auch darauf vorbereitet und daran gewöhnt!“. Haha. Das ließ mich schmunzeln. Meine typische Ausrede, wenn Lucas und ich uns über Peru unterhalten ist jetzt: „Das ist hier eben so!“. Ich finde es nämlich nicht richtig, Peru  nur negativ darzustellen, weil Deutschland so viel besser ist. Es spielen nunmal soo viele Faktoren mit hinein, die Peru zu diesem jenem Peru macht. ;)
Nagut. Was ich mit dieser Ausführung eigentlich sagen wollte ist, dass es sehr unwarscheinlich ist, dass Ciudad saludable (gesunde Stadt) so schnell in Zorritos aufgebaut werden kann.
Deshalb muss ich andersweitig schauen, wo ich mir Arbeit beschaffe ;)

Insgesamt lass ich mein Leben also grad etwas langsamer angehen. Wenn Ronald etwas zu tun hat, dann helf ich dort aus. Letzten Donnerstag hatte ich eine Sensibilisierung für den Umgang mit Müll. Das Problem ist nämlich, dass viele Familien einen Haufen Müll im Hinterhof liegen haben, indem sich beispw. Mücken einnisten (in Reifen sammelt sich Wasser an und dorthin legen die Mosquitos ihre Eier) und sich somit Malaria oder Gelbfieber verbreitet. Wir gingen also von Haus zu Haus und verteilten Flugblätter. Ausserdem hatten die Familien die Möglichkeit ihren Müll vor die Tür zu stellen, damit dieser dann eingesammelt wurde. Anfangs wollten wir Sammelpunkte jeweils an den Straßenecken einrichten, das erschien den meisten aber zu weit weg und überhaupt kein Müll wurde mehr rausgeholt. Wegen der Faulheit der Menschen funktionieren viele Ideen leider nicht. Da wir aber das Militär an Bord hatten ( Die werden wegen zu wenig Arbeit bei vielen Projekten der Regierung eingesetzt) und somit ca 150 junge kräftige Männer, konnten wir den Müll dann auch vor den Häusern einsammeln ;) Was da für eine Menge zusammenkam! Wir hatten 4 Transporter gemietet… Na was heißt wir, das Gesundheitsministerium…
Nebenbei: In dem Viertel, wo die Kampagne stattfand läuft schon seit mehr als 1nem Jahr das Abwasser aus einem Gulli über. Viele Vorgärten der Häuser sind überschwemmt und somit werden auch einige Grundmauern feucht und das ist wohl eher nicht im Sinne des Gesundheitsministerium. Viele Familien beschwerten sich, stießen aber auf taube Ohren. „Das gehöre nicht in ihren Bereich, sondern sei Angelegenheit einer anderen Sparte…“ Naa toll!
Wenn ich also nicht bei irgendwelchen Aktionen mitarbeit, bin ich meistens zu Hause, schaue ne Menge Filme, lese viel, gehe ins Fitnessstudio un verdödel meine Zeit. So hab ichs auch fast nicht mitbekommen, dass ich die 7 Monatsmarke geknackt hab! ;) Naja nicht ganz. Zur Feier des Tages, was ich am Strand und bin surfen gegangen. Diese Momente machen mein Jahr wieder zu einem unvergesslichen. Es ist einfach irre im blauen und warmen Wasser zu sitzen (also auf dem Surfboard), nach Wellen ausschauzuhalten, dann nach mehreren nichtgelungenen Versuchen endlich eine Welle zu nehmen. Das macht einen soo glücklich und ausgeglichen! Hab danach mit den kleinen Surferjungs (die neue Surfergeneration ist grad am heranwachsen… alle so um die 15) Fussball gespielt. Unglaublich, wie die geguckt haben, als ich auf deren Fragen hin meinte, dass ich mitspiele. Dahätt ja niemand mit gerechnet. Da haben die mich wohl noch ein Stückchen mehr akzeptiert, was mir helfen wird nun, wo Michi, mein ehemaliger Surfpartner, nicht mehr da ist. Mal schauen. Ich würd mir gern ein eigenes Brett kaufen, um nicht immer ausleihen zu müssen und auch öfter gehen zu können. Soweit zu meinem einzigen richtigen Hobby gerade…
Ach übrigens, obwohl es eigentlich schon Herbst ist, hält die Sommerhitze hier unablässlich an. Puh! Man kann am Tag 4 Mal duschen und man schwitzt danach immernoch genauso wie vorher. Deshalb habe ich heute Tumbes in Sauna umbenannt. Ich denke aber, dass auch die Zeit viel zu schnell wiederkommt, in der ich ewig gebraucht hab, um mich endlich unter die kalte Dusche zu zwingen. Jahaaa. Jetzt ist das vielleicht angenehm, aber ich erinner mich an den Winter, wo das dann schnell seeehr unangenehm wird. Ja wieeee unangenehm! ;)
Gut ihr lieben… Soviel zu mir. Ich versprech euch, dass ich mich sobald es Neuigkeiten gibt, wieder melden werd. Ach, das könnt ihr übrigens auch gern!
Muchos saludos desde el Peru! :D

Mittwoch, 9. März 2011

Cajamarca Alaaf!


Ich bin mal wieder in Tumbes. Da wir bei meiner Arbeit ja beschlossen hatten, bis zum Schulanfang mit dem Arbeitsbeginn zu warten, hatte ich bis zu dieser Woche keinen wirklichen Arbeitsalltag und somit viel freie Zeit. Zum einen fand ich es wirklich mal entspannend, morgens in Ruhe aufstehen zu können, ohne mich irgendwohin hetzen zu müssen, zum anderen vergingen die Tage ziemlich schleichend, da ich dann auch doch oft etwas Langeweile hatte.
In der ersten Woche war ich bei Michael mit in seinem Projekt. Hierbei handelt es sich um Ciudad saludable (Gesunde Stadt), ein Umwelt- und Müllprojekt, das sich durch einen großen Sponsor finanziert hat – die regionale Regierung unterstützt das Projekt nicht finanziell, großzügig wie sie sind, stellen sie dem Projekt einen Raum im Ortsamt. Durch die fehlende Unterstützung der Regierung und das Auslaufen der Unterstützung des Sponsors, wurde das Projekt im Februar jedoch eingestellt. Nur ein Mitarbeiter versucht das bis zu diesem Punkt geschaffte weiterleben zu lassen.

Freiwillige und Vollangestellte von Ciudad saludable


Ich finde das Projekt ziemlich sinnvoll. Ich habe ja schon öfter das Müllproblem erwähnt und das fehlende Gewissen der Bevölkerung. Da die Regierung kein überallfunktionierendes Abholsystem hat, wird der Müll von inoffiziellen Müllmännern abgeholt und in irgendein trockenes Flussbett oder sonstwohin gekippt. Dort wird der ungetrennte Müll einfach verbrannt und dann sich selbst überlassen. 


Ciudad saludable versucht durch intensive und langwierige Aufklärung direkt bei der Bevölkerung etwas zu verändern. Die Menschen sollen den Müll nach organischem und inorganischem trennen und recycelbare Dinge sammeln, damit sie dann von eigens angestellten „Einsammlern“ abgeholt und weiterverarbeitet oder verkauft werden können. Hierfür wurde ein eigenes kleines Recycelzentrum errichtet, wo auch kompostiert wird.
Um den Menschen einen Reiz zu geben am Mülltrennen teilzunehmen, wurden zwischen den Vierteln Wettbewerbe veranstaltet oder Premien ausgeteilt.
Auch ich konnte in der kurzen Zeit, wo ich mitgearbeitet habe, bemerken, dass sich etwas gewandelt hat und sich die Menschen wenigstens teilweise mit der Müllfrage und den somit verbundenen Umweltproblemen beschäftigen.
Der Chef des Projektes wird mir auch in Zukunft Bescheid geben, wenn mal eine Aushilfe gebraucht wird, oder irgendein Kurzzeitprojekt ansteht.

In der zweiten Woche kam spontan Birthe aus Trujillo zu Besuch und wir sind gemeinsam weiter nach Trujillo gefahren, um dort gemeinsam mit 3 weiteren weltwärts-Freiwilligen den Bus nach Cajamarca zu nehmen. In dieser 300.000 Einwohner Stadt findet jedes Jahr der besteKarneval Perus statt, dieses Jahr mit uns! Da die Stadt auf 2700 m in den Anden liegt, mussten wir des öfteren nach Luft schnappen und es erstmal langsam angehen lassen. Auch deshalb ging es erstmal nicht ins Zentrum der Stadt zum Epizentrum des Karnevals, sondern erstmal zum ausspannen in die sogenannten Baños de Inca, wo man in riesen Badewannen mit Thermalwasser baden kann. Super angenehm! Und nebenbei das erste warme Bad seit 7 Monaten…
Wohligwarm eingepackt ging es dann also ins Zentrum, wo schon einige buntbespritzte Autos durch die Gegend fuhren. Wir merkten also, dass Samstags immer eine riesige Wasser- und Farbenschlacht ausgetragen wird, wo fast niemand glimpflich davon kommt. Dämlicherweise hatten wir weder Wasserbomben, noch Farbe, sodass ich den Bauarbeitern, die mir von einem Baugerüst einen riesen Eimer Wasser überschütteten, nichts aber auch nichts entgegensetzen konnte! :(
Das vorher Bild ist gut gelungen, das nachherbild gibt’s nicht da niemand bei dem Chaos seine Kamera herausholen wollte… Zurecht…
Unglaublich mit was für einer Energie und Ausdauer die zumeist Jugendlichen mit Trommeln, Gesängen und Tänzen durch die Strassen ziehen und feiern! Die eisige Kälte und der Wind und der Regen konnten wohl nur uns Ausländern was ausmachen. Ich war am Ende wirklich nurnoch am zittern und bibbern…und auch vollkommen nass und blau und rot.

Am Sonntag war dann das Haupthighlight einer der beiden Karnevalsumzüge. Fast 5 Stunden lang (gut, wir sind vorher gegangen) ist ein kunterbunter Zug durch die Strassen gezogen, wurde bejubelt und beklatscht von tausenden Zuschauern. Da das Wetter heute wärmer und freundlicher war, haben wir es auch nicht so übel genommen, als wir von einigen Wasserbomben attackiert wurden. ;) Das ist eben Karneval in Peru. Jeder kann tun und lassen was er möchte, was normal in der Gesellschaft eben nicht so einfach geht. 

 

Am Montag, unserem letzten Tag, haben wir uns einer geführten Tour nach Cumbe Mayo angeschlossen. Einem Wald aus Felsen 20 km ausserhalb der Stadt auf 3.500 m Höhe. Wirklich toll! Das Wetter ähnelte Herbstwetter in Deutschland und dick eingemummelt sind wir mehr als 1 h durch fast unberührte Natur gewandert. Wirklich mal eine Abwechslung zur staubtrockenen Hitze von Tumbes.

 

Etwas betrübend war, dass überall auf dem Wanderweg Einheimische Frauen mit Kindern sassen und gebettelt haben. Einige haben zu essen oder Handwerkliche Dinge verkauft, andere aber wirklich eben nur mit ausgestreckten Händen am Rand gesessen und mit flehendem Blick nach Münzen gebeten. Ich gerate dann schnell in den Zwiespalt ihnen nun etwas zu geben, oder das ganze nicht zu unterstützen. Die Kinder werden nämlich beispielsweise eiskalt zum Betteln erzogen. Zwar war der Montag durch den karneval ein Feiertag, doch gehen auch an normalen Tagen viele nicht in die Schule, um für ihre Familie zu betteln. Wie sollen diese Kinder später eine Perspektive bekommen, wenn sie nichtmal schreiben und lesen können? Manche mögen denken, dass es soweit ausserhalb vllt keine Schule gäbe, doch dem ist nicht so… Ich hab mich im Endeffekt entschieden den Kindern nichts zu geben, sondern mir nur einen gekochten Maiskolben, und getrockneten Mais zu kaufen und die Frauen so zu unterstützen.

Der Rückweg nach Tumbes war wie immer anstrengend und kräftezehrend. Ich habe den kompletten Vormittag verschlafen und mich jetzt an die Berichterstattung gesetzt. Nachher werde ich noch ein Dokument einscannen, was der Schlüssel zu einer Verlängerung meines Aufenthaltes sein wird. Aber keine Angst, nicht lang! Nur für 2 Wochen Reisezeit. Ich komme wohl, wenn alles geschmiert klappt, am 18. August, nach einem kompletten Jahr, wieder in Hamburg an. :D Ich freue mich jetzt schon riesig auf meine Rückkehr. Nachdem ich nun schon fast 7 Monate hier bin, denke ich auch immer öfter an die Rückkehr. Die verbleibende zeit ist nämlich schon ziemlich durchgeplant, die Abreise rückt immer schneller und schneller näher!

Ich schicke euch ein bisschen Hitze aus dem Spätsommer! Ich bin gespannt, wie der Herbst hier wird. Die angekündigte Regezeit ist ziemlich mickrig ausgefallen, es hat mal wieder seit 2 Wochen nicht geregnet…
Gut für Samstag, wo wir mit einem Camping am Strand Michael verabschieden werden, der am Mittwoch in die Schweiz zurück fliegt. :(

Ich melde mich bald wieder, wenn ich wieder arbeite! :)

Freitag, 25. Februar 2011

Bergfest!!


Nach 6 Monaten hier in Tumbes, will ich mir erlauben, eine Halbzeitanalyse zu erstellen.
Ich möchte euch einfach nochmal einen kleinen intensiven Eindruck der peruanischen Kultur geben, mit der ich hier tagtäglich konfrontiert werde, die also so meinen Alltag prägt und mich wohl gerade ziemlich verändert.  

Schlimm ist es festzustellen, dass man auf dem Midstay-Camp von AFS in Lima, in einer Gruppenarbeit positive und negative Dinge Perus aufschreiben soll und fast nur negative findet!
Liegt das daran, dass man die eigene Kultur so positiv und gut findet? Oder dass es uns schwer findet uns anzupassen? Es fällt uns wohl einfach schwer eine andere Kultur wirklich schlicht und einfach als anders darzustellen und keine Bewertung miteinfliessen zu lassen…

Obwohl wir darauf vorbereitet waren, dass wir als Ausländer in Peru unglaublich auffallen werden, war es dennoch ein Schock zu erleben, wie krass man sich dann wirklich unterscheidet und wie die Bevölkerung damit umgeht.
Als wir in Lima angekommen sind, ist es mir schon aufgefallen, doch in einer so großen Stadt, gibt es eher ausländische Touristen und wir wurden nur ab und an wegen unserer Gruppengröße begafft.
Der große Schock kam dann als wir aus unserem Reisebus ausstiegen und uns sofort eine riesen Menge einheimischer Männer zulaberte, uns Touristenservice andrehen wollte und uns fahren wollte.
Egal wo ich in Tumbes entlanglaufe, jedesmal drehen sich die Leute nach mir um, schreien mir „Gringa“ (eigentlich eine Bezeichnung für amerikanische Ausländer) hinterher oder nennen mich „Mister“ oder „Miss“, bishin zu Barbie oder Muneca (Puppe). Wenn ich mit Männern unterwegs bin, wird mir wenigstens nichts hinterhergerufen, dann wird eben nur gestarrt. Denkt nicht, dass wenn ich die Leute dann direkt anschaue, diese aus Scham weggucken, neiiiin!
Auch wenn es komisch sein wird, nach Deutschland zurückzukehren und normal zu sein, vermisse ich es unbeachtet durch die Straßen zu laufen…

Ein anderer Punkt, der sich sehr von der deutschen Kultur unterscheidet, ist die Beziehung zwischen Menschen. Eigentlich denk man von den Latinos ja immer, dass sie ein sehr herzliches und offenes Volk sind, mit feuriger Leidenschaft und einem engen Familiengefüge. Leider muss ich sagen, dass ich (zumindest hier in meinem Umkreis) andere Erfahrungen gemacht habe. Meiner Meinung nach, ist das Familiengefüge einer deutschen Familie weitaus stärker ausgeprägt. In meiner Familie und in den Familien der anderen Austauschschüler, gibt es oft ein funktionierendes aktives Familienleben. Meine Gastgeschwister werden jeden Morgen mit lautem Rufen und Türgeklopfe  geweckt und wenn es irgendwas zu tun gibt, dann wird nicht gefragt, ob es möglich wäre, dass… dann werden Befehle gegeben! ;) Ich habe bisher auch noch fast keine Zärtlichkeiten wahrgenommen. Umarmungen oder Begrüßungsküsschen gibt es nicht. Wie es einem geht ist auch eine etwas sonderbare Frage. Familie bedeutet hier eher ein bestimmter Pragmatismus. Von jung an, wird im Familienbetrieb geholfen und mitgearbeitet. Ob mit oder ohne Bezahlung, eine Beschwerde wird mit einem Vortrag in säuerlichem Tonfall quittiert. Es war schwierig sich am Anfang an eine solche Situation zu gewöhnen, doch mit der Zeit kann ich einzelne Situationen besser bewerten und erschrecke nicht, wie anfänglich.
Der Mann ist das Familienoberhaupt. Viele peruanische Frauen haben kein eigenes Einkommen und sind so komplett von ihren Ehemännern abhängig. Der Machismus lebt! Es ist schwer sich in bestimmten Situationen strikt unterzuordnen und sich nicht unhöflich oder unangemessen zu verhalten.
Natürlich ist somit die Beziehung zwischen Männer und Frauen anders als in Deutschland. Wenn ich alleine mit einem Mann durch die Stadt laufe, werde ich schon gefragt, ob ich denn mit ihm zusammen sei. (Das passiert mir mit Lucas und Michael, meinen Mitfreiwilligen, oft) Männer und Frauen können nicht so befreundet sein, da muss dann immer gleich mehr sein. Da ich zu den peruanischen Frauen bislang noch nicht so den Zugang gefunden habe, mache ich viel mit Männern, was dann eben wiegesagt oft zu Missverständnissen führt.

Spontanität! Das zeichnet die Peruaner ebenfalls aus. Treffen werden grundsätzlich nicht wirklich zeitlich geplant, es wird einem dann eine Stunde vorher Bescheid gesagt und somit kann man selber auch schwerlich irgendetwas planen. Wir deutschen planen sovieles vn vornherein. Wir wissen stets eine Antwort auf die Frage „und danaaach?“. Hier muss man mit Geduld und Gelassenheit einfach abwarten. Ich beispielsweise habe seit 2 Wochen ca. frei, weil das Projekt in den Ferien nicht von der Regierung unterstützt wird und sich die Psychologen somit zwischenzeitig eine andere Geldeinkunft suchen müssen. Die Schule fängt zwar nächste Woche wieder an, doch ich habe keinerlei Ahnung, wo ich ab dann arbeiten werde und mit wem und ob überhaupt. Und mein Chef kann da auch nicht viel machen, da er selber von anderen Menschen abhängig ist, die das wahrscheinlich bis jetzt ebenso wenig wissen.   Ich bin wohl insgesamt ein wenig geduldiger geworden…

Ach ja, wenn man dann eine Ansage, ein Versprechen oder einen Plan hat, heisst das bei weitem noch nicht, dass das dann wirklich so in die Tat umgesetzt wird. Vieles ist einfach ein leeres Versprechen, dass dann einfach so verpufft. Ich antworte auf solche Ideen und Vorschläge zwar immer „oh! Das klingt aber gut!“. An die Umsetzung glaube ich aber erst, wenn ichs wirklich vor mir sehe. ;) „Ahorrita, ahorrita“, was übersetzt so viel wir „jetzt sofort“ bedeutet und immer als Antwort kommt, wenn man fragt wann etwas passieren soll, ist je nach Interpretation „jetzt gleich“ oder „bald“ oder „ich weiss noch nicht ob, aber ich glaube demnächst“.

 Ein weiterer heikler Punkt ist die Unsicherheit. Man kann sich erst vorstellen, wie es ist, in einem unsicheren Land zu leben, wenn man es selber erlebt hat.
Ich war es gewöhnt nachts um 3 alleine nach Hause zu laufen, mir keine Sorgen um meine Handtasche mit Bankkarte zu machen oder um das Taxi.
Hier findet man sich jeden Tag einmal mit der Situation konfrontiert sich über die Sicherheit Gedanken zu machen. Kann ich heute meine Handtasche mitnehmen? Ist dieses Mototaxi jetzt sicher, oder ist der Fahrer mit Dieben verbündet und klaut mich aus? Wie komm ich von der Party nach Hause? Und so weiter..
Man muss erst lernen, wie man sich zu verhalten hat. Ich habe vieles von meiner früheren Arbeitskollegin gelernt und fühle mich jetzt eigentlich immer sicher. Trotzdem weiss ich, dass man sich nicht auf alles vorbereiten kann, es kann eigentlich immer etwas unerwartetes passieren…
Insgesamt habe ich ein echt tolles halbes Jahr hier verlebt! Auch wenn meine Arbeit vielleicht nicht die Herausforderung bietet, die ich gesucht habe und ich eine Menge freie ungenutzter Zeit habe, mag ich mein Leben hier und bin überrascht, wie schnell die Zeit vergeht!
Natürlich gab es auch einige schlechte Tage und ich bin auch erst vorgestern aus meinem Halbzeitstief herausgekommen. Aber trotzdem:
Ich liebe es an den Strand zu fahren und dort einen ruhigen entspannten Nachmittag zu verbringen, oder eben zu surfen. Ich liebe es mit meiner Familie Sonntags Brathühnchen essen zu gehen. Ich liebe es tanzen zu gehen zu Salsa, MErengue und Reaggeton. Ich liebe Ceviche. Ich liebe den Sommer. Ich geniesse die Auszeit! 


Und ich freue mich auch auf die zweite Hälfte, die wohl komplett anders wird. Saskia ist schon nach Deutschland zurückgekehrt. Da ich immer viel mit ihr unternommen habe, bemerke ich ihr Fehlen nun umso mehr. Michael wird ebenfalls in 2 Wochen zurückkehren und somit bleiben Lucas und ich zu zweit in Tumbes. Konkret bedeutet das surfen und Fitnessstudio allein.
Wo ich ab nächster Woche arbeite, weiss ich wie gesagt noch nicht. Ich hoffe, dass ich die Schule wechseln kann und somit nochmal von vorn anfangen kann. Am besten wäre es, wenn ich nach La Cruz oder Zorritos versetzt werde, da ich dann weiterhin viel surfen könnte.
Soo… Auch wenn es immer weniger gibt, worüber ich euch berichten kann, da ja eben alles immer normaler wird, versuche ich euch weiterhin auf dem Laufenden zu halten!
Viele liebe sommerliche 36 Grad warme Grüße aus Tumbes!