Sonntag, 24. Oktober 2010


Hallo Welt!
Mal wieder ein stinknormaler Sonntag. Um 8 Uhr wurde ich von dem liebevollen Donnern an die Tür meiner Gastschwester geweckt – die normale Art sich aufzuwecken… Da gestern eine Gruppe von Freunden meines Gastvaters im Restaurant ein Jahrgangstreffen abgehalten haben, gab es eine Menge aufzuräumen. Eine 14-köpfige Truppe hat mal eben mehr als 35 Flaschen o,6l Bier vertilgt ;)
Zumindest ist Sonntagsmorgens immer die Devise Tische und Stühle säubern, Gläser waschen, Servietten falten und Bestecke polieren. Zum Glück ist heute eine Aushilfe zur Unterstützung da, sodass ich ohne schlechtes Gewissen etwas unternehmen kann. Unser (Alle Freiwilligen-„Gringos“) Plan ist es mal wieder einen entspannten Tag am Strand zu verbringen. Wir müssen nur noch das Wetter umstimmen, seit letzter Woche Montag ist es nämlich meistens bewölkt und reeeelativ kalt. Relativ heisst in unserem Fall so um und bei 25 Grad aber ohne die krasse Sonne. Auch mal ganz angenehm! :)
Nach dem ich letzten Mittwoch ein relativ großes Tief in meiner Arbeit hatte, geht es mir jetzt wieder wie immer sehr gut. Paola und ich hatten vorige Woche gemeinsam mit den Jugendlichen einen Wochenplan ausgearbeitet mit Dingen, die sie gerne machen wollen. Der Plan beinhaltete beispielsweise Zeichnen, Fußball, Volleyball, Basketball und ein bisschen Englisch. Soweit so gut. Es war schon recht mühsam die Gruppe zum reden zu kriegen, was ihnen denn nun gefallen würde zu machen. Irgendwie fällt es den Kiddies recht schwer von sich aus Wünsche oder Interessen zu formulieren… Na, der Plan stand am Ende aufjedenfall und wurde auch von allen als gut akzeptiert!
Als wir dann aber Mittwoch den Plan umsetzen wollten, sind wir auf großen Widerstand gestoßen. „Och nööö, zeichnen? Nee, das kann ich nicht!“ – „Kein Problem, wir wollens ja gemeinsam ein bisschen lernen! Komm, versuchs mal“ – „Neeeee…“
„ Volleyball? Aber es ist doch so warm!“, „Basketball? Der Ball ist so schwer…“ „Fußball? Ich will nicht schwitzen“ … … … …
Wenn ersteinmal 3,4 angefangen haben sich zu beschweren und „zu weigern“ mitzumachen ist es schwer einige wenige, die eigentlich schon Lust haben mitzumachen, zu motivieren sich nicht von der Gruppe abhängig zu machen.
Mir persönlich fällt es sehr schwer zu akzeptieren, dass man ohne die Unterstützung der Jugendlichen, also die Bereitschaft mitzumachen, auch nichts machen kann. Man kann es eben nicht erzwingen! Dann heisst es also für mich ruhig bleiben und durchatmen und bloß nicht frustriert zu werden. Leicht gesagt! Am Mittwoch ist mir dies nicht gelungen. Es ist irre schwer auf der einen Seite die nette und liebe Freundin zu sein, die versucht eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und auf der anderen Seite die nötige Autorität zu haben, damit die 25 Jugendliche unseren Raum und das Projekt an sich nicht in ein Chaos verwandeln! Man braucht eine Menge Motivation und Ideen.
Ich habe am Mittwoch an dem Sinn meiner Arbeit gezweifelt und war wirklich deprimiert.
Was mir wieder Motivation und Kraft gegeben hat war dann der Donnerstag Nachmittag. Es ist nämlich so, dass die Gruppe, die Mi und Fr am Morgen kommt generell immer diejenigen sind, die gegen alles und jeden etwas haben. Die Gruppe am Di und Do Nachmittag arbeiten eher mit und sind auch zugänglicher. Am Donnestag hat unser Konzept geklappt. Als der Psychologe um 4 in unseren Raum kam, blieb er erstaunt stehen, als er sah, dass ALLE 20 Jugendlichen mit Stift und papier ruhig(!) dasaßen und einen Gegenstand im Raum abzeichneten. :) Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich nach mehr als 2 Monaten Arbeit mit den Gruppen nun auch wirklich ein Gespür für die Kiddies entwickele, also wer wie drauf ist, wem es an einem Tag vllt schlecht geht, wer sich komisch verhält und wer vllt sogar Drogen genommen hat.
Ich hatte Do, Fr und Sa auch wieder Spaß an meiner Arbeit und bin nun wieder zuversichtlicher.
Ich möchte euch noch von einem anderen Erlebnis erzählen, dass mich wirklich beeindruckt hat.
Am Samstag hab ich grad mein Mittagessen aus der Küche geholt, wollt mich recht erschöpft vom Morgen an einem Tisch niederlassen, da kommt Ronald von Afs zur Tür herein, um mir irgendwie mitzuteilen, dass da so ein deutsches Ehepaar ein Problem in der Polizeistation hätte und ob es denn möglich sei, dass ich mitkomme zum Übersetzen. Da das Problem ernst klang und auch Ronald ziemlich gehetzt und gestresst wirkte, hab ich natürlich ja gesagt. Mein Essen blieb also allein aufm Tisch zurück und ich bin mit Ronald aufm Motorrad zum Revier gedüst. Dort hat ein Ehepaar auf mich gewartet, dass sei t 4 Jahren mit einem Wohnmobil zwar mit unterbrechung durch Südamerika reist. (Sie waren in Argentinien, Chile, Bolivien, Paraguay, Brasilien und haben jetzt den Trip von Peru nach Ecuador, Kolumbien und Venezuela geplant. ) In ihren 4 Jahren reisen ist ihnen nur 3 Mal etwas passiert. Alle 3 Mal in Peru! Das erste Mal 2007. Das zweite Mal vor 5 Tagen, das 3. Mal am Freitag! Es wurde in ihren Wohn-LKW eingebrochen und versucht wertvolle Dinge auszuräumen. Zum Glück wurde „nur“ ein GPS Gerät entwendet, jedoch haben die beiden den Täter bei seiner tat ertappt und der Räuber hat dem Deutschen die Tür ins Gesicht geschlagen, wobei er sich einen zahn abgebrochen hat und sich auch die Lippe angeschlagen hat. Na zumindest wurde der Räuber nach einer kleinen Verfolgungsjagd dann auch gefasst und eingebuchtet. Die Polizei ist schon seit langem hinter ihm her, sein Register ist schon lang. Da das Ehepaar ja nur auf der Durchreise durch Tumbes war, sollte der Prozess gegen ihn am Samstag stattfinden. Da man so mir nix dir nix keinen Übersetzer findet und das Ehepaar nur wenig Spanisch spricht, kam ich ins Spiel. Irgendwie hat Ronald damit zutun bekommen und hat an mich gedacht. Prost Mahlzeit. Ich kam unwissend dahin und wurde damit überrascht, dass ich in einer Gerichtsverhandlung übersetzen solle! Haha haha haha. Ups, da ist mir mein Herz aber schon in die Hose gerutscht. Da ich aber schon vor Ort war, hab ich mich dann eben drauf eingelassen;) Sind dann ins Gericht von Tumbes gefahren und die verhandlung hat stattgefunden. Wurde alles auf band und video aufgenommen, würd das echt gern nochmal sehen :P Ich mit meinem normalen Straßen-Spanisch zwischen Richter, Verteidiger und Staatsanwalt… Ist aber in Peru alles nicht so ernst. Um zu schauen, ob ich denn Spanisch spreche, sollte ich „mein Bruder verkauft sein Auto“ sagen und Schwager übersetzen. Tsts.
Hat alles gut geklappt, der Verbrecher ist hinter Dach und Fach und das Ehepaar war auch zufrieden mit mir. Lachend haben wir überlegt, ob ich mein Berufsziel vielleicht doch nochmal überdenken sollte. Sie meinten ich hätte mich sehr professionell gegeben und auch über leichte Schwierigkeiten mit Wörtern wie Handschellen, Türgriff oder Unterhemd überspielen können. Puhh! Was ein Stress. Aber es hat auch Spaß gemacht und war eine wirkliche Abwechslung!
Hinterher habe ich dann mitgekriegt, das Afs für meine Dienste irgendwelche Geldquellen bekommt, die es dringend brauchen kann, da im Dezember das 10 jährige Jubiläum vom Tumbes-Komitee ansteht…  Die Geldquellen werden locker gemacht, da die Polizei und die Richter den Räuber eben schon seit langem hinter Gitter kriegen wollte und sich nun die Möglichkeit ergeben hat. Aber eben nur mit Übersetzer! ;) Die Korruption und Vetternwirtschaft ist so offensichtlich und alltäglich, trotzdem erschüttert es mich irgendwie jedes Mal wieder. Denn man muss eben auch daran denken, dass es nur so viel Kriminalität gibt, da viele einfach auch keine andere Möglichkeiten haben an Geld zu kommen. Wenn die Regierung eben keine anderen Möglichkeiten und perspektiven schafft, ist die Kriminalität oft die Folge.
Nun denn, soweit zu dieser Woche und dem Wochenende.
Von Montag bis Mittwoch arbeiten wir in doppelter Schicht, morgens und nachmittags, damit wir am Mittwoch abend nach Kolumbien aufbrechen können. Wir heisst Paola , ihre Mutter und ich. Ich bin wirklich gespannt auf die Reise! :) 
Eine der Lieblingsbeschäftigungen: Volleyball!

2 der etwas zugänglicheren: Anthony und Edgar



Unsere Musikerabteilung, lasst euch nicht täuschen, teilweise sind gerade die die anstrengendsten!

Dienstag, 19. Oktober 2010

Guten Tag ihr lieben!

Nach einem Wochenendausflug nach Trujillo (größte Stadt im Norden Perus) bin ich gestern morgen wieder in Tumbes angekommen. Trujillo ist überhaupt gar nicht mit Tumbes zu vergleichen, was wohl hauptsächlich mit der Größe zusammenhängt. Zwar kann man die genaue Einwohnerzahl nicht wirklich bestimmen, es gibt wie in jeder Stadt in Peru eine Menge illegaler Siedlungen und bei weitem nicht alle Menschen lassen sich bei einem Umzug registrieren, doch wird die ungefähre Zahl auf um und bei 700.000 EW geschätzt. Tumbes hingegen hat lediglich 90.000 EW... Ich fand es wirklich schön mal wieder in einer großen Stadt unterwegs zu sein! Darüberhinaus hat mir Trujillo besonders wegen der schönen Plätze gefallen, die mit viel Wasser hergerichtet werden: Es gibt Bäume, Rasen und Blumen und einige schöne Skulpturen und Statuen. Und um den Plaza de armas gibt es eine Menge Bauten im Kolinialstil und jedes Gebäude hat eine andere Farbe, was den Platz unheimlich farbenfroh macht.






Nach einer durchfahrenen Nacht bin ich Samstag morgen in Trujillo angekommen und von Lisa und Birthe (2 Afs-weltwärts-Freiwillige) am Bus abgeholt worden. Nach einem leckeren Frühstück mit frischgepresstem Orangensaft und dem ersten richtigen Cafe nach 2 Monaten sind wir dann mit dem Rest von Afs-ern auf einen agesausflug zu den Sehenswürdigkeiten in und um Trujillo aufgebrochen. Die Ziele waren wirklich sehenswert und interessant, da wir aber eine Führerin hatten, die uns von A bis B und C durchgehetzt hat, ist nicht sehr viel Information hängen geblieben. Ich habe auch festgestellt, dass ich Natur archöologischen Plätzen vorziehe. Auch wenn es wirklich beeindruckend ist sich vorzustellen, dass in den Mauern, die man besichtigt vor mehr als 1500 Jahren Menschen gelebt haben und die Wandmalereien der Tempel von ihnen stammen.
Insgesamt ist Trujillo weitaus turistischer als Tumbes. Das liegt vorallem an den bereits erwähnten Überresten der Mochica-Kultur, die von 200-800 n. Chr. in Trujillo gelebt hat. Man kann eine alte Siedlung besuchen (Chan Chan) , Tempel (Huacas del sol y de la luna) anschauen und im Museum gefundene Gegenstände bestaunen.


In Trujillo gibt es auch 2 sogenannte "Malls". Das sind riesige Einkaufszentren, wo es zum einen Riesen-Aupermärkte gibt, zum anderen alle amerikanischen shops, von Billabong bis Tommy Hilfiger ist da alles dabei. Wenn man dann nach dem Einkaufen Hunger hat, erwarten einen McDonalds, Pizzahut und alle anderen Gerichte aus der westlichen Welt. Die Preise sind ultrahoch und ein "normaler" Peruaner kann sie sich wohl nicht leisten. Dafür gibt es ja aber in größeren Städten genug wohlhabende, die sich den Luxus dieser privaten Luxus-Innenstädten leisten können.
Auch ich war 2 Mal in diesen Malls! Am Samstagabend gab es nämlich ein Oktoberfest in einem der Malls. Zwar war es vom Prinzip nur ein Aufhänger, um möglichst viel Bier zu verkaufen, doch wurde auch eine Tanztruppe mit typisch deutschen Tänzen engagiert, die dann zu deutetscher Schunkelmusik getanzt haben. Unser Tisch war der einzige, der mitgeschunkelt hat, der Rest hat eigentlich nur drauf ewartet, dass eine bekannte peruanische Band anfängt zu spielen und es zum Salsa und Cumbia tanzen übergeht;)
Leider haben die Veranstalter auch wenig über das richtige Oktoberfest recherchiert. Und das habe sogar ich, als Oktoberfest-Neuling, bemerkt: Wenige deutsche kulinarische Spezialitäten (keine Brezeln bspw.), das Zelt war schwarz, die einzige Deko waren deutsche und peruanische Fahnen, kein blau weiss!, ... . Immerhin sahen die Dirndl einigermaßen echt aus.
Das andere Mal habe ich mir bei Starbucks einen Cafe gegönnt. Ich denke, dass ich mich diesem Luxus nicht hingegeben hätte, gäbe es hier in Tumbes genügend richtigen guten Cafe... Da dem aber nicht so ist (ich trinke abends einen absolut überzuckerten Instant-Cafe), war es supertoll draußen in der Sonne einen Käffsche zu trinken! Uns (Johanna aus CHimbote und ich) war aber auf jedenfall die Dekadenz bewusst und wir haben uns nicht hunderprozentig wohl dabei gefült einen Cafe zu trinken, der mit einem Preis von 12 Soles 600 Prozent teurer ist, als ein normaler "einheimischer" Cafe...


Es war sehr entspannend mit deutschen Freunden zusammen sein, die zumindest ein ähnliches Lben führen wie ich selber. Es wurde sich reichlich über alles ausgetauscht!
Nun wieder in Tumbes ist mir aufgefallen, dass ich mich wirklich sehr wohl fühle in Tumbes und mein Leben auch nicht gegen eins in Trujillo eintauschen würde. Meine Stadt ist eben klein aber fein! Ich finde es angenehm, dass die Fortbewegung hier sehr einfach ist, ich eine typisch peruanische Kleinstadt erlebe, die noch nicht so krass von der Globalisierung beeinflusst ist und auch die Sicherheit besser einzuschätzen ist. In einer Gruppe kann ich mich hier nämlich ohne Probleme frei bewegen, was in Trujillo so bei weitem nicht überall nicht möglich ist!

Für heute habe ich genug geschrieben!
Lasst euch mal wieder eine Ladung Sonne schicken :)

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Frühling :)

Am Sonntag war ich mit Saskia bei unserem ersten Fussballspiel im Stadion von Tumbes. Fussball ist DIE Sache hier in Tumbes. In der Zeitung nehmen die regionalen Fussballnachrichten wahrfahftig mehr als 2 oder 3 Seiten ein - zum Vergleich der Welt-Teil füllt gerade einmal eine Seite und meistens werden dort nur Themen aus Südamierka behandelt. Trotzdem war es eine große Überraschung zum Stadion zu kommen und die Menge an Menschen zu sehen, die sich vor dem Eingang auf dem großen Sandplatz tummelten. Die Strassenverkäufer haben es sich zu Nutze gemacht und ihre Stände aufgebaut, überall wurden auf dem "schwarzmarkt" Karten verkauft, wir zwei deutschen Mädels auch schnell als potenzielle Kunden geoutet, bekamen von allen Seiten Dinge angeboten. Nachdem wir es geschafft hatten uns zwischen "Sol" (Sonne) und "Sombra" (Schatten) für letzeres zu entscheiden ( es gibt 2 Fenster, an denen Karten vekrauft werden, Sombra und Sol sind mit einem normalen Stift krakelig über die Eingänge geschrieben), tigerten wir also an ein paar Polizisten am Eingang vorbei ins Innere. Platzwahl war frei und da wir relativ spät dran waren, war auch schon alles recht dicht besetzt. Haha! Was haben die für Augen gemacht, als zwei große weiße Frauen, noch dazu alleine, die Tribüne entlang gingen. Auch wenn wir Lust hatten uns mitten rein zu setzen, naja eigentlich nicht wirklich ;) , haben wir uns ein Plätzchen abseits gesucht. Nachdem das Spiel begonnen hatte und es nac 2 Minuten schon die erste rote Karte gab, hat sich herausgestellt, dass es auch n ganz gute idee war. Schon nach kurzer Zeit kam es zu Krawallen auf der Tribüne und auf dem Spielfeld. Insgesamt hatte man e eher das Gefühl, dass die Spieler garr keine Lust hatten zu spielen, sondern dass das Fussballfeld ein Boxring ist. Es waren zwar Polizisten anwesend, die mit ihren Schlagstöcken rigeros gegen die aufmüpfigen fussballfans vorgingen, doch konnten die 10 natürlich nicht so viel gegen die aufgebrachte Menge machen, so musste doch die Gastmannschaft nach der ersten Halbzeit Polizeischutz erhalten, da irgendwelche (keine ahnung wer das war) auf sie und ihren Trainer losgegangen sind. Solch eine Aggression beim Fussball habe ich bisher noch nicht erlebt. Wenn der Schiri gegen die Heimmannschaft pfiff, wurden sofort dutzende Flaschen aufs Spielfeld gefeuert und übelst gebuht und gepfiffen. Das Wasser wurde sich danach einfach wieder von den vielen Kids gekauft, die fleissig am verkaufen waren. Von Eis bis Popcorn, gebrannten Mandeln und Häppchen konnte man eigentlich alles erwerben...
Zumindest hat mich das schon geschockt. Man hatte schon davon gehört, dass es ein bisschen härter zugeht bei südamerikanischen Fussballspielen, aber so?! Im Endeffekt ging es sogar nur 0:0 aus, fussballerisch war das ganze eine ziemliche katastrophe!
Naja gut! :) Aber ein Erlebnis! Da wir leider nur ein schlechtes Spiel zu Gesicht bekommen haben und auch gar nicht von der richtig tumbesinischen mannschaft wollen wir das ganze auch nochmal wiederolen. Haben uns aber dazu entschieden das nächste mal in mnnlicher Gesellschaft aufzulaufen, was uns einige Nerverei mit den Fans hier ersparen wird. ;)
Soviel für heute. Ich bin irgendwie fix und fertig, da die Sonne an Kraft gewinnt. Obwohl ich mich langsam an die Hitze gewöhne, macht mich ein Volleyballspiel in der prallen Sonne schon fertig. Nachmittags waren Saskia, Lucas und ich dann noch "mal eben" am Strand. Es gibt da ein Gelände vom Militär, wo sie gerade kleine Ferienhäusschens drauf bauen. Der Strand ist sehr gut im Stand und eigentlich dürfen da Privatleut gar nicht drauf. Naja. wir durften es und haben einen schönen Nachmittag in der Frühlingssonne verbracht. Das wasser war wieder schön warm, lange haben wirs trotzdem nicht ausgehalten, weil die Strömung und die Wellen sehr stark waren und ich anstatt es zu geniessen eher auf mein Bikiniunterteil acht geben musste ;)
Am Wochenende besuche ich jetzt erstmal die Afs-Mädels in Trujillo. Liegt 10-12 h Busfahrt in den Süden. Ich werde mich also erst danach wieder melden!
Viele Frühlingsgrüße nach Deutschland!

Sonntag, 10. Oktober 2010

Sommer, Sonne, Strand und Mee(h)r


Que tal?
In ein anderes Land zu gehen, um dort für eine bestimme Zeit zu leben, ist nicht so einfach, wie es sich vielleicht teilweise anhört. Es gibt verschiedene Phasen des (Ein)lebens. Wenn man ankommt ist wirklich alles neu. Tausende Eindrücke prasseln auf einen herab und ab und an ist es sogar so viel, dass man nicht mehr aufnehmen kann und überfordert ist. Man selber kommt an mit gewohnheiten, Einstellungen und Wertvorstellungen und trifft mit diesen dann auf vollkommen verschiedene. Die erste Phase nimmt man auch eher wie ein Turist war. In solch einer kurzen Zeit ist es überhaupt nicht möglich zu verstehen und realisieren, dass man in dem neuen Umfeld für ganze 12 Monate bleiben wird. Schon jetzt fallen einem vielleicht die Unterschiede auf, aber man findet alles viel zu Neu und interessant, als dass man sich tiefergehend damit beschäftigen würde.
Phase 2 beginnt dann nach den ersten Wochen Leben im neuen Land. Die Umwelt ist nicht mehr total neu, man kennt sich schon aus und findet sich zurecht. Nun ist es an der Zeit sich wirklich klar zu machen, dass man kein Turist ist, sondern in dieser Welt leben wird. Richtig leben, mit allem was dazu gehört. Man wird wirklich 12 Monate kein warmes Wasser haben, man wird wirklich 12 Monate kein „richtiges“ Abendessen mit Vollkornbrot und Käse bekommen und auch die zurückgelassenen Freunde bleiben zurückgelassen! Sowie man am Anfang alles kennengelernt hat, so setzt man sich jetzt mit den Erlebnissen auseinander. Wo liegen die Unterschiede, was finde ich gut, was finde ich schlecht? Womit komme ich sehr gut, womit komme ich überhaupt nicht klar? Vielleicht hat man an diesem Punkt sogar einige Teile der Gastkultur in das eigene Benehmen übernommen und andere deutsche Sitten vernachlässigt. Ich denke, dass ich mich derzeit in der zweiten Phase befinde. Das Drumherum ist schon lange nichts neues mehr: Ich habe mich an das Chaos auf den Straßen gewöhnt, versuche mich zu entspannen, wenn bei Verabredungen alle mindestens 30 Minuten zu spät kommen, kenne mich im kulinarischen Bereich aus, erschrecke mich nicht, wenn mir Männer hinterher pfeifen oder mich mit einem hingehauchten „Buenas tardes“ umgarnen, gewöhne mich langsam an den Lärm und den Müll überall, lerne die Hüften so zu schwingen, wie es die Einheimischen können, und und und. Ich bin gespannt, wie die folgenden Phasen aussehen!
Gestern waren wir mit Afs auf einem Umflug in die Sehenswürdigkeiten von Tumbes. Wir haben uns eine Thermalquelle angesehen, aber alle gepasst, als es darum ging bei 30 Grad Temperatur und knallender Sonne in ein Becken mit heissem Wasser zu steigen. Danach ging es zu einem Ort, wo man im Schlamm baden kann, der angeblich sehr gesund sein soll (gegen Akne, für die Fruchtbarkeit, langes Leben…). Als Abschluss haben wir dann noch den haöben tag am Strand verbracht. Das Wetter war perfekt! Blauer Himmel, ein leichter Wind, mindestens 30 Grad… Alle waren super drauf und haben es genossen, mal raus zukommen. Wir haben zu 14. In einem 8Quadratmeter grossem Feld Volleyball gespielt, sind bei Riesenwellen geschwommen und haben uns je nach Härtegrad im Schatten oder in der Sonne ausgeruht. Wirklich ein toller Tag!
Interessant aber auch wirklich nervig war ein Herr, der von Machismus nur so triefte! Argh! Beim Volleyballspiel (ch war ungünstigerweise immer(!) in „seinem“ Team ) schmiss er sich übers ganze Feld um zu verhindern, dass eine Frau den Ball bekommt. Dabei war es ihm auch egal, ob in seinem Flugweg irgendjemand stand, oder ob diejenige auch ganz gut allein in der Lage gewesen wäre, den Ball anzunehmen! ;) nach dem er mir mehrmals den ball vor der Nase weggeschnappt habe, sprach ich ihn drauf an. Sein Kommentar: „Frauen können kein Volleyballspielen, sie quietschen dabei ja nur rum und aiii“ Ahhhja! Puhh, ich war sowieso schon tierisch genervt und hab das nach diesem nachgeäfften Kommentar ,der auch noch mit einer Pose unterstützt wurde , nicht auf mir sitzen lassen. Ich meinte, dass wir das sehr wohl auch alleine können, aber vielen Dank. Er hielt dagegen, dass wir das nicht können. Puh! Es war schwer in der Gegenwart dieses, entschuldigt, aufgeblasenen Affen ruhig zu bleiben. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich die Bevormundung so nerven würde!
Soviel zum Wochenende bisher. Heute habe ich mal wieder keinerlei Pläne, jedoch hoffe ich, dass sich das noch ändert. Hier im Restaurant zu bleiben füllt mich nämlich wirklich nicht aus!
Ich schicke euch eine Menge Wärme und Sonnenschein, es wird Frühling hier und die Temperaturen steigen rasant…

Freitag, 8. Oktober 2010

Guten Tag!
Gestern bin ich in den Genuss zu kommen ein Tumbesinisches Theaterstück anzusehen! Gut, das Stück an sich war argentinisch - "Venecia" - doch wurde es von Studenten der Uni vorgetragen. Eine wirklich witzige Story, gute Schauspieler und ein Mückenfreier Raum. Es hat sich gelohnt!
Man bekommt Einblick in das Leben 3er Prostituierten, die ihrer "Bordell-Mutter" (eine in die Jahre gekommene, ziemlich blinde Frau) ihren letzten Lebenswunsch erfüllen wollen: Nach Venedig zu fahren, um sich mit einem früheren Liebhaber auszusöhnen. Da das Geld fehlt, um eine richtige Reise zu realisieren, arrangieren die 3 jungen Frauen einen Trick. Die blinde Dame wird hinters Licht geführt und steigt in ein Flugzeug, dass aus Stühlen besteht, die im Innenhof stehen, denkt beim Aussteigen sie sei in Venedig, führe mit einer Gondel durch die Kanäle und versöhne sich mit einem arrangierten Liebhaber. Eigentlich befindet sie sich aber immernoch in ihrem eigenen Innenhof! Zum Schluss stirbt die alte Dame zufrieden und die 3 Frauen machen sich zurück auf den Weg "nach Hause". Wirklich witzig gemacht, auch wenn ich die Witze nicht wirklich verstanden habe. Das leider sehr kleine Publikum hat sich zumindest gekrümmt vor Lachen. ;)
Heute ist in Peru ein Feiertag, deshalb arbeite ich leider nicht. Unser Trip ans Meer morgen wird leider kein Campen beinhalten. Der grund hierfür ist das Fehöen von Zelten... :( Ich bin wirklich in ein bisschen enttäuscht, so hatte ich mich sehr auf das kleine Abenteuer gefreut!
Viele Grüße nach Deutschland!

Donnerstag, 7. Oktober 2010

DIes und das

Buenos dias°!
Seit meinem letzten Blogeintrag ist viel Zeit vergangen. Mir fällt auf, dass die Zeit nur so vorbeifliegt! Das mag wohl vor allem daran liegen, dass ich mittlerweile einen festen Alltag habe:
Dienstags und Donnerstags arbeite ich nachmittags von 3 bis 6, Mittwochs und Freitags von 8.30 bis 11.30. Montags haben wir derzeit keine Gruppe, ich gehe aber wohl immer mit zur anderen Schule, damit ich auch etwas zu tuen habe.  Wenn ich nachmittags arbeite stehe ich meistens um 7 auf, hole mein Frühstück und schaue währenddessen ein wenig Nachrichten auf Deutsche Welle TV, um 8 geht’s los zur Arbeit. Mittags komme ich meistens vollkommen zerschlagen nach hause, auch wenn es „nur 3 h“ sind, rauben sie mir ziemlich viel Energie und es kommt des Öfteren vor, dass ich nach dem Mittag essen ein kleines Mittagsschläfchen halten muss. ;) An den freien Nachmittagen treffe ich mich viel mit Saskia und Lucas, wir gehen oft ins Zentrum, bummeln ein wenig rum oder gehen etwas trinken. Viel mehr kann man in Tumbes leider auch nicht machen. Obligatorisch sind Spaziergänge über den „Plaza de armas“. Diese wirklich schönen Plätze gibt es in jeder Stadt und in jedem Dorf. Hier liegen oder lagen die wichtigsten Gebäude, wie Kirche oder Kaserne dran und es ist DER Ort zum sehen und gesehen werden. Freitags gibt es ein Kulturprogramm, bei dem Kinder aus verschiedenen Schulen Tänze und andere Vorstellungen geben. Jetzt in der Wahlzeit wurden fast täglich Wahlpartys abgehalten. Es kam oft vor, dass der Platz aus allen Nähten platzte!!
Abends gehe ich 3 mal die Woche ins Fitnessstudio und absolviere ein Aerobic-Geräte-Programm – gemeinsam mit 7-9 peruanischen Frauen. Eine bunt durchgemixte Truppe von jung bis alt. Natürlich haben alle ihre obligatorischen Radlerhosen in den grellsten aller grellsten Farben an, einige ziehen sich dann zusätzlich noch eine blaue Schärpe um die Hüfte an, die soll wohl helfen eine schöne Taille zu bekommen…;) Ab und an gehe ich mit Saskia in der Stadt in ein anderes Fitnessstudio, wo die aerobicübungen zusätzlich noch mit Tanzschritten kombiniert werden. Ein bisschen Kampfkunst ist auch dabei, es wird zur Musik von Mission impossible hin und hergeschlichen, zu Schwanensee gedehnt und zu Salsamusik umher gewirbelt. Ein riesen Spaß! Obwohl ich nach 15 Minuten knallrot anlaufe und schon dran denke mich nach Hause zuschleichen weil es so anstrengend ist! Leider ist das Studio recht weit weg, sodass ich höchstens 2 Mal die Woche mitgehe.
An den restlichen Tagen habe ich den Vormittag frei. Meistens steht man dann um ca. halb 8 auf, auf Gisell und mich wartet dann die Reinigung des Restaurants. Da die Häuser hier keine wirklichen Fenster haben, sondern nur Mückennetze, kann der ganze Staub ungehindert ins Haus kommen. Man kann eigentliche jeden Tag fegen und bekommt jeden Tag aufs Neue einen riesen Haufen Dreck und Schmutz zusammen. Unglaublich! Meine Aufgabe ist bei der Reinigung aber nicht das fegen und wischen (bin ich auch ganz glücklich drüber), sondern das waschen der Tische und Stühle. Also zück ich Eimer, Wasser, Lappen und Waschmittel und mach mich dran ungefähr 20 Tische und 80 Stühle zu waschen. Was da für ein Dreck zusammenkommt jeden Tag ist auch unglaublich! Anschließend wasch ich dann noch die Gläser, übrigens mit einem interessanten System: 2 Eimer, einer mit Wasser und Waschmittel, einer mit klarem Wasser. Dann wird das Glas per Hand im Waschmitteleimer gewaschen und anschließend im klarem Wasser vom Waschmittel befreit. Abgetrocknet wird grundsätzlich überhaupt nichts. Alles wird nass gestapelt, nass ins Regal gestellt und nach dem Abwischen nass hinterlassen. Gewöhnungsbedürftig!

Am Wochenende versuche ich mir größere Dinge vorzunehmen, um nicht den ganzen Tag im Restaurant zu hängen. Auch wenn in der „Rush hour“ von 2-4 die meisten Leute im Restaurant sind und vorher und danach fast niemand, muss immer jemand unten sein und bedienen. Bei einem besetzten Tisch, langweilt man sich jedoch zu Tode!  Diesen Samstag hat Afs einen Ausflug organisiert. Zuerst geht’s zu irgendwelchen warmen Quellen, wo man sich im Schlamm  baden kann. Anschließend an den Strand zum campen. Ich bin sehr gespannt, ob wir es noch hinkriegen das alles richtig zu organisieren. Bis jetzt haben wir glaube ich 2 Zelte – wir sind jedoch um die 25 Leute! Außerdem campen wir auf keinem Campingplatz, sondern irgendwo. Wasser und sanitäre Anlagen gibts da wohl eher nicht;) Abenteuer! 
Das Wochenende drauf besuche ich ein paar Afs Mädels in Trujillo, der nächsten richtig großen Stadt, ungefähr 900 Km südlich auch an der Küste. Der Fahrtpreis beträgt ca. 20 Euro hin und zurück im Bus, jeweils 12 h.
Am Sonntag waren die langersehnten Wahlen. Seitdem ich Mitte August angekommen bin, steigerte sich das Land in einen regelrechten Wahlrausch hinein. So waren am Anfang erst ein paar Wände mit Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters, bzw. Präsidenten der Departments bepinselt, bis am Ende jedes kleinste Fleckchen vollgemalt war. Jedes Auto war übersät mit Stickern und einige hatten sich extra Farbe gekauft, um auch ihr Auto zu bepinseln. Die Stadt war übersät mit Plakaten, im Fernsehen gab es Pausen in den Telenovelas, wo Wahlwerbung gezeigt wurde, jeden Tag zogen mehrere Karawanen von Motorikschas, Lastwagen und Menschen durch die Stadt, hupten wie wild, schrien Parolen und verteilten Flugblätter, die Wahlpartys im Zentrum auf den verschiedenen Plätzen habe ich ja schon kurz erwähnt. Es ist aufgefallen, dass es unheimlich viele Kandidaten gab, was es für mich total unübersichtlich gemacht hat, zu verfolgen, wer jetzt eigentlich wirklich wichtig ist. Außerdem hat niemand ein wirkliches Profil, dass ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet. Ein großes Thema für alle ist aber die Korruption, die hier wirklich immens ist! Der jetzig e Bürgermeister beispielsweise wird der Korruption bezichtigt, ist aber dennoch wieder in die zweite Wahlrunde gekommen. Man wählt auch meistens den, den man von irgendwoher kennt und zu dem man irgendwelche Beziehungen hat. Somit kann man hoffen später Vorteile aus seiner Wahl zu erhalten. Es geht immer nur um die eigenen Vorteile und um Geld. Wirklich langfristig auf das Wohlergehen des Staates Peru, bzw. der Provinz Tumbes, wird kein Wert gelegt.
In die Stichwahl für den Regionalpräsidenten sind 2 Männer gekommen. Der eine ist der der zur Zeit amtierende Präsident, der andere eine neue Personalie. Es wird gespannt auf die Stichwahl im November gewartet! Ich persönliche warte ebenfalls gespannt auf das Ergebnis, da das Projekt von Saskia nicht weitermachen können wird, wenn nicht der jetzige Präsident gewinnt. Dann wird dem Projekt nämlich der Geldhahn zu gedreht und die 20 Mitarbeiter stehen auf der Straße. So schnell kanns gehen!

Das Wetter ist immer noch launisch. Zwei Tage lang kann es richtig knackig heiß sein, die Sonne brennt dann nur so herunter. Dann schwingt das Wetter plötzlich um und man kann mit langer Hose und langärmelig unterwegs sein und trotzdem noch frösteln, besonders nachts. Alle warten auf den Frühling, wo es dann recht schnell richtig heiß werden soll! Ich habe ehrlich gesagt auch ein bisschen Angst davor, denn die heißen Tage sollen im Vergleich zum Sommer noch gar nichts sein… :o
Sooo. Ich werde euch bald nocheinmal ausführlicher von der Struktur meines Projektes schreiben. Letzte Woche waren Vertretet des Mutterprojektes „DEVIDA“ aus Lima zu Besuch und ich habe einen genaueren Einblick in die Strukturen erhalten. Es war ein sehr interessantes Treffen! Sie haben unsere Arbeit gelobt, was uns sehr gefreut hat! :)

Ich hoffe, dass ich euch nicht mit meinen Romanen gelangweilt habe! Lasst etwas von euch hören! Da ich ja jetzt Internet habe, wird die Kommunikation um einiges leichter werden :)