Freitag, 25. Februar 2011

Bergfest!!


Nach 6 Monaten hier in Tumbes, will ich mir erlauben, eine Halbzeitanalyse zu erstellen.
Ich möchte euch einfach nochmal einen kleinen intensiven Eindruck der peruanischen Kultur geben, mit der ich hier tagtäglich konfrontiert werde, die also so meinen Alltag prägt und mich wohl gerade ziemlich verändert.  

Schlimm ist es festzustellen, dass man auf dem Midstay-Camp von AFS in Lima, in einer Gruppenarbeit positive und negative Dinge Perus aufschreiben soll und fast nur negative findet!
Liegt das daran, dass man die eigene Kultur so positiv und gut findet? Oder dass es uns schwer findet uns anzupassen? Es fällt uns wohl einfach schwer eine andere Kultur wirklich schlicht und einfach als anders darzustellen und keine Bewertung miteinfliessen zu lassen…

Obwohl wir darauf vorbereitet waren, dass wir als Ausländer in Peru unglaublich auffallen werden, war es dennoch ein Schock zu erleben, wie krass man sich dann wirklich unterscheidet und wie die Bevölkerung damit umgeht.
Als wir in Lima angekommen sind, ist es mir schon aufgefallen, doch in einer so großen Stadt, gibt es eher ausländische Touristen und wir wurden nur ab und an wegen unserer Gruppengröße begafft.
Der große Schock kam dann als wir aus unserem Reisebus ausstiegen und uns sofort eine riesen Menge einheimischer Männer zulaberte, uns Touristenservice andrehen wollte und uns fahren wollte.
Egal wo ich in Tumbes entlanglaufe, jedesmal drehen sich die Leute nach mir um, schreien mir „Gringa“ (eigentlich eine Bezeichnung für amerikanische Ausländer) hinterher oder nennen mich „Mister“ oder „Miss“, bishin zu Barbie oder Muneca (Puppe). Wenn ich mit Männern unterwegs bin, wird mir wenigstens nichts hinterhergerufen, dann wird eben nur gestarrt. Denkt nicht, dass wenn ich die Leute dann direkt anschaue, diese aus Scham weggucken, neiiiin!
Auch wenn es komisch sein wird, nach Deutschland zurückzukehren und normal zu sein, vermisse ich es unbeachtet durch die Straßen zu laufen…

Ein anderer Punkt, der sich sehr von der deutschen Kultur unterscheidet, ist die Beziehung zwischen Menschen. Eigentlich denk man von den Latinos ja immer, dass sie ein sehr herzliches und offenes Volk sind, mit feuriger Leidenschaft und einem engen Familiengefüge. Leider muss ich sagen, dass ich (zumindest hier in meinem Umkreis) andere Erfahrungen gemacht habe. Meiner Meinung nach, ist das Familiengefüge einer deutschen Familie weitaus stärker ausgeprägt. In meiner Familie und in den Familien der anderen Austauschschüler, gibt es oft ein funktionierendes aktives Familienleben. Meine Gastgeschwister werden jeden Morgen mit lautem Rufen und Türgeklopfe  geweckt und wenn es irgendwas zu tun gibt, dann wird nicht gefragt, ob es möglich wäre, dass… dann werden Befehle gegeben! ;) Ich habe bisher auch noch fast keine Zärtlichkeiten wahrgenommen. Umarmungen oder Begrüßungsküsschen gibt es nicht. Wie es einem geht ist auch eine etwas sonderbare Frage. Familie bedeutet hier eher ein bestimmter Pragmatismus. Von jung an, wird im Familienbetrieb geholfen und mitgearbeitet. Ob mit oder ohne Bezahlung, eine Beschwerde wird mit einem Vortrag in säuerlichem Tonfall quittiert. Es war schwierig sich am Anfang an eine solche Situation zu gewöhnen, doch mit der Zeit kann ich einzelne Situationen besser bewerten und erschrecke nicht, wie anfänglich.
Der Mann ist das Familienoberhaupt. Viele peruanische Frauen haben kein eigenes Einkommen und sind so komplett von ihren Ehemännern abhängig. Der Machismus lebt! Es ist schwer sich in bestimmten Situationen strikt unterzuordnen und sich nicht unhöflich oder unangemessen zu verhalten.
Natürlich ist somit die Beziehung zwischen Männer und Frauen anders als in Deutschland. Wenn ich alleine mit einem Mann durch die Stadt laufe, werde ich schon gefragt, ob ich denn mit ihm zusammen sei. (Das passiert mir mit Lucas und Michael, meinen Mitfreiwilligen, oft) Männer und Frauen können nicht so befreundet sein, da muss dann immer gleich mehr sein. Da ich zu den peruanischen Frauen bislang noch nicht so den Zugang gefunden habe, mache ich viel mit Männern, was dann eben wiegesagt oft zu Missverständnissen führt.

Spontanität! Das zeichnet die Peruaner ebenfalls aus. Treffen werden grundsätzlich nicht wirklich zeitlich geplant, es wird einem dann eine Stunde vorher Bescheid gesagt und somit kann man selber auch schwerlich irgendetwas planen. Wir deutschen planen sovieles vn vornherein. Wir wissen stets eine Antwort auf die Frage „und danaaach?“. Hier muss man mit Geduld und Gelassenheit einfach abwarten. Ich beispielsweise habe seit 2 Wochen ca. frei, weil das Projekt in den Ferien nicht von der Regierung unterstützt wird und sich die Psychologen somit zwischenzeitig eine andere Geldeinkunft suchen müssen. Die Schule fängt zwar nächste Woche wieder an, doch ich habe keinerlei Ahnung, wo ich ab dann arbeiten werde und mit wem und ob überhaupt. Und mein Chef kann da auch nicht viel machen, da er selber von anderen Menschen abhängig ist, die das wahrscheinlich bis jetzt ebenso wenig wissen.   Ich bin wohl insgesamt ein wenig geduldiger geworden…

Ach ja, wenn man dann eine Ansage, ein Versprechen oder einen Plan hat, heisst das bei weitem noch nicht, dass das dann wirklich so in die Tat umgesetzt wird. Vieles ist einfach ein leeres Versprechen, dass dann einfach so verpufft. Ich antworte auf solche Ideen und Vorschläge zwar immer „oh! Das klingt aber gut!“. An die Umsetzung glaube ich aber erst, wenn ichs wirklich vor mir sehe. ;) „Ahorrita, ahorrita“, was übersetzt so viel wir „jetzt sofort“ bedeutet und immer als Antwort kommt, wenn man fragt wann etwas passieren soll, ist je nach Interpretation „jetzt gleich“ oder „bald“ oder „ich weiss noch nicht ob, aber ich glaube demnächst“.

 Ein weiterer heikler Punkt ist die Unsicherheit. Man kann sich erst vorstellen, wie es ist, in einem unsicheren Land zu leben, wenn man es selber erlebt hat.
Ich war es gewöhnt nachts um 3 alleine nach Hause zu laufen, mir keine Sorgen um meine Handtasche mit Bankkarte zu machen oder um das Taxi.
Hier findet man sich jeden Tag einmal mit der Situation konfrontiert sich über die Sicherheit Gedanken zu machen. Kann ich heute meine Handtasche mitnehmen? Ist dieses Mototaxi jetzt sicher, oder ist der Fahrer mit Dieben verbündet und klaut mich aus? Wie komm ich von der Party nach Hause? Und so weiter..
Man muss erst lernen, wie man sich zu verhalten hat. Ich habe vieles von meiner früheren Arbeitskollegin gelernt und fühle mich jetzt eigentlich immer sicher. Trotzdem weiss ich, dass man sich nicht auf alles vorbereiten kann, es kann eigentlich immer etwas unerwartetes passieren…
Insgesamt habe ich ein echt tolles halbes Jahr hier verlebt! Auch wenn meine Arbeit vielleicht nicht die Herausforderung bietet, die ich gesucht habe und ich eine Menge freie ungenutzter Zeit habe, mag ich mein Leben hier und bin überrascht, wie schnell die Zeit vergeht!
Natürlich gab es auch einige schlechte Tage und ich bin auch erst vorgestern aus meinem Halbzeitstief herausgekommen. Aber trotzdem:
Ich liebe es an den Strand zu fahren und dort einen ruhigen entspannten Nachmittag zu verbringen, oder eben zu surfen. Ich liebe es mit meiner Familie Sonntags Brathühnchen essen zu gehen. Ich liebe es tanzen zu gehen zu Salsa, MErengue und Reaggeton. Ich liebe Ceviche. Ich liebe den Sommer. Ich geniesse die Auszeit! 


Und ich freue mich auch auf die zweite Hälfte, die wohl komplett anders wird. Saskia ist schon nach Deutschland zurückgekehrt. Da ich immer viel mit ihr unternommen habe, bemerke ich ihr Fehlen nun umso mehr. Michael wird ebenfalls in 2 Wochen zurückkehren und somit bleiben Lucas und ich zu zweit in Tumbes. Konkret bedeutet das surfen und Fitnessstudio allein.
Wo ich ab nächster Woche arbeite, weiss ich wie gesagt noch nicht. Ich hoffe, dass ich die Schule wechseln kann und somit nochmal von vorn anfangen kann. Am besten wäre es, wenn ich nach La Cruz oder Zorritos versetzt werde, da ich dann weiterhin viel surfen könnte.
Soo… Auch wenn es immer weniger gibt, worüber ich euch berichten kann, da ja eben alles immer normaler wird, versuche ich euch weiterhin auf dem Laufenden zu halten!
Viele liebe sommerliche 36 Grad warme Grüße aus Tumbes!

Dienstag, 15. Februar 2011

Urlaub!


Ich bin zurück! Zurück aus 3 Wochen Ferien ausserhalb Tumbes. Meine Reise setzt sich aus 2 verschiedenen Teilen zusammen. Teil eins besteht aus einer etwas verrückten Busreise Richtung Argentinien, deren Ziel es war meine Schwester, sie seit längerer Zeit dort lebt, zu besuchen. Auf dem Hinweg habe ich in mehreren Städten halt gemacht, um wenigstens etwas mehr als Bussitze und Landschaften durchs Fenster zu sehen. Wenn man sich also die Landkarte ansieht, wird man feststellen, dass Lima und San Luis (mein Ziel) gut und gerne 60 h Busfahrt auseinanderliegen. Natürlich kommt euch jetzt in den Kopf: „ und wieso fliegst du nicht?“ Keine Ahnung. Zum einen mag ich Busfahren in einigermaßen guten Busgesellschaften wirklich recht gerne! Zum anderen sieht man mehr, als wenn man fliegt und der letzte Punkt: Ein Flug hätte mindestens 600 Dollar gekostet, wohingegen die Busfahrt nur so 200 Dollar gekostet hat. (Und man sitzt in den Bussen weitaus angenehmer, als in einem Economy-Flugsitz. Auch auf der ökologischen Schiene kann man eine Busfahrt weitaus eher rechtfertigen, als einen Flug. Ich hab mich also immer wacker zu erklären versucht, als mir die bedenken einer Busfahrt vorgetragen wurden. Etwas nervig war dies schon. ;)

Am 20. Januar ging es dann also abends endlich los, ersteinmal Richtung Lima, den Bauchnabel Perus. Nach 22 h Fahrt ging es dann von einem Busterminal zum nächsten, um direkt weiter in den Süden nach Pisco zu düsen. Hier finden sich vor der Küste die „Islas Ballestas“. Eine wild zerklüftete und beeindruckende Inselgruppe, wo alle möglichen Meeresbewohner, wie bspw. Seelöwen oder Pinguine und zahlreiche Vogelarten heimisch sind. Mit dem Boot kann man bis auf 2 m an die Tiere heranfahren und sich beeindrucken lassen. Wow! Das aufgewühlte Meer mit wilden Wellen zusammen mit den ganzen Seemöwen die auf den Sandbänken und auf den Felsen liegen und auch um dich herum im Wasser sind, der Wind, die Vögel über dir – wirklich toll!


Da Pisco 2007 von einem schweren Erdbeben getroffen wurde, kann man in der Stadt noch eine Menge Erd- und Schutthaufen finden, viele Häuser sind immernoch die anfänglichen Notunterkünfte, die Plaza de armas (der Hauptplatz) wird gerade wieder aufgebaut, viele Strassen sind noch nicht wieder asphaltiert und insgesamt findet man natürlich eine Menge Baustellen. Ich habe eine nette kleine Unterkunft gefunden, wo ich mich eine Weile wirklich nett mit den Herbergseltern unterhalten konnte. Somit konnte ich einen guten Eindruck bekommen, wie die Einheimischen mit der Katastrophe und den damit verbundenen Veränderungen umgegangen sind.
Auf ging es daraufhin nach Ica, der nächstgrößeren Stadt im Süden. Da diese Kleinstadt für ihre Kriminalität und Unsicherheit bekannt ist, habe ich versucht sofort eine Busverbindung zur peruanischen Grenzstadt Tacna zu bekommen, was sich wirklich nicht als leicht herausgestellt hat! Im Endeffekt bin ich in einem normalen Reisebus ohne Klimaanlage gelandet, der wirklich aus älteren zeiten war. Abwechselnd war es super heiss bis super kalt und ich habe wirklich keine angenehmen 20 h verbracht. Aber eine Erfahrung war es auf jedenfall. Außerdem kam ich so mit Leuten in Kontakt, die ich in meinem edelen Cruz del Sur Bus, mit mega Ledersitzen und Essensservice nicht reisen würde.
In der peruanischen Grenzstadt Tacna angekommen habe ich schnell durch fragen eine super angenehme Art gefunden die Grenze zu überqueren. Es pendeln nämlich sogenannte „Colectivos“ zwischen tacna und Arica (der chilenischen Grenzstadt) hin und her. Die Fahrer kennen sich bestens mit den Grenzformalitäten aus und man kommt fix von a nach b, da man die riesigen Busladungen umgehen kann, die nuneinmal recht lang in Anspruch nehmen. (Kontrolle, papierkram,…)
In Arica angekommen habe ich mich in einem tollen Hostel einquartiert, das von einem englisch-chilenischen Paar geführt wird. Wirklich klasse! Das Frühstück war der absolute Hammer, es gab superleckere Brötchen mit Käse und Wurst, Marmelade, Tee oder Kaffee, Früchte, Müsli, … … … Und man konnte sich so richtig satt essen. Eine Ausnahme in der Hostelwelt!
Hier habe ich auch eine Menge netter Traveller kennengelernt und konnte meine Reisepläne mal wieder aufs neue verteidigen. ;)
In Arica wollte ich einfach so bleiben, um mich ein bisschen von den Busfahrten auszuruhen. Ich habe einen netten Tag am Strand verbracht (und mich etwas ziemlich recht doll verbrannt, trotz eincremens) und die Stadt von oben angeschaut. Echt nett und entspannt. Arica hat sich eigentlich dadurch ausgezeichnet, dass ich überall nette Leute getroffen habe, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin und mich so beim alleinereisen nicht wirklich alleine gefühlt habe. 


Das ging dann auf der Weiterreise nach San Pedro de Atacama (wie der Name schon sagt in der „Atacama“-wüste, also in den chilenischen Anden)auch so weiter, wo ein Amerikaner und ich zufällig den gleichen Bus gebucht hatten. Nach einem kleinen Zwischenhalt in der Minenstadt Calama, zum frühstücken und Buswechseln, sind wir in dem kleinen Turistendörfchen angekommen. Man muss dazusagen, dass es ein San Pedro de Atacama (Turidorf) und ein San Pedro (Einheimischendorf) gibt. In dem Turidorf ist alles schön hergerichtet und von 10 Menschen auf der Strasse kommen 7 aus dem Ausland und 2 sind chilenische Turisten. Jedes dritte Lokal bietet Artesanías (Handgemachte Dinge wie Kleidung aus Lamawolle, Schmuck und Erinnerungsstücke) an oder ist ein Tourveranstalter zu den umliegenden Attraktionen. Kulinarisch gibt es auch aus jedem Ursprungsland der Touristen einen Schmaus und ein Restaurant. Wirklich krass!

San Pedro hingegen ist der ursprüngliche Ort, wo eben die Einheimischen wohnen und leben. Arbeiten tuen die meisten natürlich in San Pedro de Atacama. Na, ich will euch nicht weiter mit sowas nerven, aber es ist ein typisches Beispiel, wie das „eigentliche“ Südamerika, in diesem Falle Chile versteckt wird, und dem Touri ein anderes Bild für Postkarten und Kameras verkauft wird. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön. Es ist eines der tollsten Gegenden, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Am Horizont die bis zu 6400 m hohen Berge und Vulkane, ewige Wüste, verschieden geformte Berge in allen erdenklichen gelb- und braun Tönen, Flamingos in der Salzlake der Salzwüste, einsame Bergseen mit Guanakos (eine andere Lamarasse) und noch so vieles Meer, was ich in den beiden Tagen leider nicht sehen konnte. Und wieder sehr sehr nette Leute.
Am nächsten Tag ging es dann weiter auf den nächsten größeren Trip „direkt“ nach Argentinien zu meiner Schwester. Ich sass wirklich lange im Bus, wirklich sterbenslangweilig ist mir jedoch nie geworden. In Santiago habe ich mit dem Ami noch ein paar Bier getrunken und über Peru und seine Macken diskutiert, so ist die Zeit bist zum nächsten Bus über die Anden und die Grenze auch schnell vergangen.
Die Grenzformalitäten habe ich dieses mal Nachts erledigt, wirklich eine nervige Angelegenheit, da man wenn man mal endlich eingeschlafen ist, wieder aufgewacht wird, weil nun entweder der Papierkram oder die Zollkontrolle dran ist. Leicht gerädert kam ich also in Mendoza in Argentinien an und hab die Kurzstrecke (3,5 h) nach San Luis (meine Endstation ersteinmal) gebucht. Dort hat auch schon Janne, meine große Schwester, gewartet.
Ich habe mich ausgeruht, die Natur genossen, viele leckere Dinge gegessen, soviel gelacht, wie seid 6 Monaten nicht mehr und Schwesternschaft genossen. Mir ist dort auch aufgefallen, dass mir familiäre Nähe wirklich ausgesprochen fehlt. In Meiner Gastfamilie ist familiäre Nähe so einfach nicht vorhanden und auch sonst gehen die Menschen eher kühl miteinander um. Ausnahme sind natürlich Paare.
Nach 4 Tagen vollkommener Entspannund und leckerem Essen ging es dann zu meinem letzten Ziel – San Rafael, wo ich vor 3, 5 jahren ein Highschool Jahr gemacht habe. Es war anfangs wirklich komisch wieder zurück bei der Familie zu sein, wo ich für 1 Jahr gelebt habe, deren Teil ich war. Doch am nächsten Tag war es dann schon wieder normaler, auch wenn man gut erkennen konnte, was noch gleich war und was sich offensichtlich verändert. Jeweils im positiven und negativen. Wir haben gemeinsam das Drumherum ( 2 Bergseen und einen Canyon) besucht, wieder lecker gegessen und uns über unsere jetzigen Leben ausgetauscht. Ich habe mit meinem Aufenthalt dort nocheinmal erneut abgeschlossen.
Die Rückreise war total entspannt. Von einem Bus in den nächsten, mit einer Nacht Ausruhen in Santiago de Chile. Die Zeit ging durch die Buswechsel recht schnell um und zack war ich wieder in Peru und dann schon in Lima.
Hier begann dann der 2. Teil meiner Reise: Das sogenannte Midstay Camp, das nach der Hälfte eines jeden Afs-Programms veranstsaltet wird um die bis zu diesem zeitpunkt gemachten Erfahrungen zu besprechen und auszuwerten. Es hat sich herausgestellt, dass Afs leider nicht wirklich wusste, wie sie ein entsprechendes Camp für unser weltwärts-Programm organisieren sollten. Deshalb gab es leider eine Menge unsinniger Gespräche und Langeweile gepaart mit schlechter Stimmung während der Einheiten. Ganz anders jedoch ausshalb der Einheiten, wo wir Afser es einfach genossen haben, uns nach 6 Monaten in verschiedenen Städten in ganz Peru wieder zu sehen. Man konnte bei einigen richtig merken, wie sie sich verändert haben oder andere eben gleichgeblieben sind. Nach 5 Seminartagen und einem drangehängten Tag zum Lima geniessen, bin ich am Sonntag dann wieder nach haus gekommen. Was für eine krasse Diskrepanz zwischen Tumbes und Lima!
Zwar haben wir uns größtenteils in den reichsten Vierteln aufgehalten, aber trotzdem! In Lima lebt die Elite und Oberschicht Perus. Wer wirklich etwas auf sich hält hat ein Haus in einem der reichen Vierteln mit der neuesten Technick und Riesenkutschen von Volvo, Audi oder Mercedes. All das wird mit einem Elektrozaun und eigenem Sicherheitsmann in einem abgeschlossenen Viertel gesichert und vor ungewollten Eindringlingen geschützt.
Unser  Afs-Seminar war zwar weit ausserhalb in einem Vorort – 1,5h ins Zentrum, aber das Hostel, wo wir noch einen Tag verlängert haben, war in Barranco einem der feshesten Viertel. Hier gibt es keine Bruchbuden, die Straßen sind sauber und entstaubt. Es ist auch grün, viele Parks und Grünanlagen sorgen dafür. Abends wummern von früh an die Bässe, denn auch zum weggehen findet man hier für jedes Alter und jeden Musikgeschmack etwas.
Am meisten beeindruckt, nicht unbedingt nur im positiven Sinne, hat mich San Isidro, dass Banken- und Geschäftsviertel Limas. Hier fällt man auf, wenn man als Frau kein Minirock oder Kostüm mit hohen Schuhen trägt, bzw wenn man als Mann nicht Markenanzüge anhat und in der Tasche den Autoschlüssel zum Audi. (Man muss dazusagen, dass ich in Tumbes bisher einen Mercedes und einen Vw gesehen habe. Ansonsten prägen alte Modelle das Bild, oder eben aus Asien importierte Autos. An jeder Ecke kann man ein Produkt der Globalisierung finden, von Starbucks über Kentucky Fried Chicken bishin zu McDonalds und Burger King ist hier alles vertreten und das wirklich konzentriert auf kleiner Fläche und zu ungefähr europäischen Preisen. Ich glaube nicht, dass unter 5 TUmbesinern schon mehr als 1ner jeh solche Fastfoodketten gesehen hat, geschweige denn dort gegessen hat. Das gleiche gilt für die schicken Bürogebäude, die das Viertel prägen, oder Rolltreppen und Aufzüge.
Andersherum bezweifele ich, dass die reiche Schicht Limas sich viel um die arme Bevölkerung schert. Wenn sie etwas von ihr mitbekommen, dann nur, wenn 5 jährige Kinder  für 10ct (2,5 eurocent) Bonbons verkaufen oder an Ampeln irgendwelche Dinge verkaufen wollen. Ansonsten leben diese beiden Teile so isoliert nebeneinander her…
Auf der anderen Seite war es wirklich angenehm mal wieder in ein etwas europäisches Leben hineinzuschlüpfen, sich einen Frappucino bei Starbucks zu können und als blonde große Frau nicht unbeingt so enorm aufzufallen, wie anderswo. Wir haben das wirklich auchgenutzt und genossen…
Umgekehrt war es aber wieder ein recht großer Schock nach Tumbes zu kommen und sich hier wieder zurechtzufinden und einzuleben. Es ist so heiss! Ich sitze mit weitgeöffneten Fenstern und kurzer Hose und Top auf einem Stuhl und allein das Sitzen lässt einen schwitzen… Hinzukommt, dass ja nun die Regenzeit begonnen hat und sich die vorherige trockene Wärme in eine feuchtdrückende verändert, sobald es am vorherigen Tag geregnet hat. Da es kein Abwassersystem gibt, steht das Wasser einfach auf den Strassen und blockiert schonmal einen kompletten Fahrstreifen oder ganze Kreuzungen…Und die Mücken findens super und machen uns fertig.
Was sonst noch auffällt sind die Männer, die mich wieder nerven. In Chile und Argentinienund auch in Lima konnte ich mal Urlaub nehmen von den blöden Bemerkungen und dem ständigen Beobachtet werden. Als ich losgefahren bin, hatte ich mich ziemlich daran gewöhnt gehabt, nun muss ich mich erstwieder an die penetranten Angaffungen und Sprüche gewöhnen… Wirklich nervig!!!
Da hier immernoch Schulferien sind und wir gemerkt haben, dass unser Ferienprogramm nicht wirklich gut bei den Jugendlichen angekommen ist, haben wir uns jetzt entschlossen, bis März zum neuen Schuljahr abzuwarten und dann wieder voll einzusteigen. Ich bin wirklich erleichtert. Dieses 3 stündige rumsitzen am Tag hat mich tierisch runtergezogen und meine letzte Motivation geraubt… Jetzt kann ich mich ein bisschen darauf zurückziehen und dann im März frisch gestärkt wieder losarbeiten! ;) Noch ist aber noch nicht sicher, wie die Strukturen im Projekt aussehen wird. Mit welchen Schulen werden wir zusammenarbeiten, mit welchem Psychologen wird ich arbeiten, und und und. Neu ist, dass wir keine Promotoras mehr beschäftigen werden, da sie vermehrt die Arbeit der Psychologen abgenommen haben und das ja nun wirklich nicht der Sinn ihrer Anstellung ist. Abwarten…
Soooooo… Nach meinem kleinen Roman bin ich nun auch mal langsam ans Ende gekommen. Ich kann euch jetzt wieder etwas beständiger berichten, da ich nun wieder für längere Zeit in Tumbes bin. Lasst euch herzliche Grüße aus dem tropisch heissen Tumbes schicken!