Mittwoch, 23. März 2011

7 hab ich, 5 werd ich!


Hallo ihr lieben!
Ich lasse mal wieder von mir hören! Dass ich in letzter Zeit nicht so viel schreibe liegt weniger daran, dass ich keine Zeit habe, als dass es einfach nichts zu schreiben gibt. Meine Tage ziehen einer nach dem anderen mehr oder weniger gleich vorüber und es passiert nichts besonderes!
Große Überraschung: Ich habe immernoch keine Arbeit. Und es ist auch noch keine in Sicht.
Ich hatte jetzt recht enge Kontakte mit dem Chef des ehemaligen Umweltprojekts geschmiedet, in dem Michi gearbeitet hatte, vllt erinnert ihr euch, dass ich da schon n paar Mal mitgearbeitet hatte. Da das Projekt ja jetzt in La Cruz (einem kleinen Städtchen) ausgelaufen ist, gibt es für uns Freiwilligen jetzt nichts wirkliches zu tun. Es könnte aber sein, dass das Projekt in Zorritos (einem kleinen Städtchen, wo ich auch surfe) aufgebaut werden wird. Falls das der Fall sein wird, werd ich versuchen da mitzuarbeiten. Am Montag war ich mit im Ortsamt, wo das Projekt eigentlich vorgestellt werden sollte vor ein paar wichtigen Männern. Erst warteten wir in einem Büro für 10 Minuten, dann in einem Flur für 40 und dann in einem Hörsaal für 30. Das Resultat war, dass die Leute, die sich den Vortrag anhören wollten, nicht konnten, weil ihnen etwas wichtigeres dazwischen kam. Ausserdem war keiner darauf vorbereitet als  Stellvertretet einzuspringen, damit das Treffen wenigstens nicht vollkommen sinnlos endet. Hmm. Als ich Ronald, den Chef, ansprach, meinte der, dass das vollkommen normal sei. „So sei das eben, er sei auch darauf vorbereitet und daran gewöhnt!“. Haha. Das ließ mich schmunzeln. Meine typische Ausrede, wenn Lucas und ich uns über Peru unterhalten ist jetzt: „Das ist hier eben so!“. Ich finde es nämlich nicht richtig, Peru  nur negativ darzustellen, weil Deutschland so viel besser ist. Es spielen nunmal soo viele Faktoren mit hinein, die Peru zu diesem jenem Peru macht. ;)
Nagut. Was ich mit dieser Ausführung eigentlich sagen wollte ist, dass es sehr unwarscheinlich ist, dass Ciudad saludable (gesunde Stadt) so schnell in Zorritos aufgebaut werden kann.
Deshalb muss ich andersweitig schauen, wo ich mir Arbeit beschaffe ;)

Insgesamt lass ich mein Leben also grad etwas langsamer angehen. Wenn Ronald etwas zu tun hat, dann helf ich dort aus. Letzten Donnerstag hatte ich eine Sensibilisierung für den Umgang mit Müll. Das Problem ist nämlich, dass viele Familien einen Haufen Müll im Hinterhof liegen haben, indem sich beispw. Mücken einnisten (in Reifen sammelt sich Wasser an und dorthin legen die Mosquitos ihre Eier) und sich somit Malaria oder Gelbfieber verbreitet. Wir gingen also von Haus zu Haus und verteilten Flugblätter. Ausserdem hatten die Familien die Möglichkeit ihren Müll vor die Tür zu stellen, damit dieser dann eingesammelt wurde. Anfangs wollten wir Sammelpunkte jeweils an den Straßenecken einrichten, das erschien den meisten aber zu weit weg und überhaupt kein Müll wurde mehr rausgeholt. Wegen der Faulheit der Menschen funktionieren viele Ideen leider nicht. Da wir aber das Militär an Bord hatten ( Die werden wegen zu wenig Arbeit bei vielen Projekten der Regierung eingesetzt) und somit ca 150 junge kräftige Männer, konnten wir den Müll dann auch vor den Häusern einsammeln ;) Was da für eine Menge zusammenkam! Wir hatten 4 Transporter gemietet… Na was heißt wir, das Gesundheitsministerium…
Nebenbei: In dem Viertel, wo die Kampagne stattfand läuft schon seit mehr als 1nem Jahr das Abwasser aus einem Gulli über. Viele Vorgärten der Häuser sind überschwemmt und somit werden auch einige Grundmauern feucht und das ist wohl eher nicht im Sinne des Gesundheitsministerium. Viele Familien beschwerten sich, stießen aber auf taube Ohren. „Das gehöre nicht in ihren Bereich, sondern sei Angelegenheit einer anderen Sparte…“ Naa toll!
Wenn ich also nicht bei irgendwelchen Aktionen mitarbeit, bin ich meistens zu Hause, schaue ne Menge Filme, lese viel, gehe ins Fitnessstudio un verdödel meine Zeit. So hab ichs auch fast nicht mitbekommen, dass ich die 7 Monatsmarke geknackt hab! ;) Naja nicht ganz. Zur Feier des Tages, was ich am Strand und bin surfen gegangen. Diese Momente machen mein Jahr wieder zu einem unvergesslichen. Es ist einfach irre im blauen und warmen Wasser zu sitzen (also auf dem Surfboard), nach Wellen ausschauzuhalten, dann nach mehreren nichtgelungenen Versuchen endlich eine Welle zu nehmen. Das macht einen soo glücklich und ausgeglichen! Hab danach mit den kleinen Surferjungs (die neue Surfergeneration ist grad am heranwachsen… alle so um die 15) Fussball gespielt. Unglaublich, wie die geguckt haben, als ich auf deren Fragen hin meinte, dass ich mitspiele. Dahätt ja niemand mit gerechnet. Da haben die mich wohl noch ein Stückchen mehr akzeptiert, was mir helfen wird nun, wo Michi, mein ehemaliger Surfpartner, nicht mehr da ist. Mal schauen. Ich würd mir gern ein eigenes Brett kaufen, um nicht immer ausleihen zu müssen und auch öfter gehen zu können. Soweit zu meinem einzigen richtigen Hobby gerade…
Ach übrigens, obwohl es eigentlich schon Herbst ist, hält die Sommerhitze hier unablässlich an. Puh! Man kann am Tag 4 Mal duschen und man schwitzt danach immernoch genauso wie vorher. Deshalb habe ich heute Tumbes in Sauna umbenannt. Ich denke aber, dass auch die Zeit viel zu schnell wiederkommt, in der ich ewig gebraucht hab, um mich endlich unter die kalte Dusche zu zwingen. Jahaaa. Jetzt ist das vielleicht angenehm, aber ich erinner mich an den Winter, wo das dann schnell seeehr unangenehm wird. Ja wieeee unangenehm! ;)
Gut ihr lieben… Soviel zu mir. Ich versprech euch, dass ich mich sobald es Neuigkeiten gibt, wieder melden werd. Ach, das könnt ihr übrigens auch gern!
Muchos saludos desde el Peru! :D

Mittwoch, 9. März 2011

Cajamarca Alaaf!


Ich bin mal wieder in Tumbes. Da wir bei meiner Arbeit ja beschlossen hatten, bis zum Schulanfang mit dem Arbeitsbeginn zu warten, hatte ich bis zu dieser Woche keinen wirklichen Arbeitsalltag und somit viel freie Zeit. Zum einen fand ich es wirklich mal entspannend, morgens in Ruhe aufstehen zu können, ohne mich irgendwohin hetzen zu müssen, zum anderen vergingen die Tage ziemlich schleichend, da ich dann auch doch oft etwas Langeweile hatte.
In der ersten Woche war ich bei Michael mit in seinem Projekt. Hierbei handelt es sich um Ciudad saludable (Gesunde Stadt), ein Umwelt- und Müllprojekt, das sich durch einen großen Sponsor finanziert hat – die regionale Regierung unterstützt das Projekt nicht finanziell, großzügig wie sie sind, stellen sie dem Projekt einen Raum im Ortsamt. Durch die fehlende Unterstützung der Regierung und das Auslaufen der Unterstützung des Sponsors, wurde das Projekt im Februar jedoch eingestellt. Nur ein Mitarbeiter versucht das bis zu diesem Punkt geschaffte weiterleben zu lassen.

Freiwillige und Vollangestellte von Ciudad saludable


Ich finde das Projekt ziemlich sinnvoll. Ich habe ja schon öfter das Müllproblem erwähnt und das fehlende Gewissen der Bevölkerung. Da die Regierung kein überallfunktionierendes Abholsystem hat, wird der Müll von inoffiziellen Müllmännern abgeholt und in irgendein trockenes Flussbett oder sonstwohin gekippt. Dort wird der ungetrennte Müll einfach verbrannt und dann sich selbst überlassen. 


Ciudad saludable versucht durch intensive und langwierige Aufklärung direkt bei der Bevölkerung etwas zu verändern. Die Menschen sollen den Müll nach organischem und inorganischem trennen und recycelbare Dinge sammeln, damit sie dann von eigens angestellten „Einsammlern“ abgeholt und weiterverarbeitet oder verkauft werden können. Hierfür wurde ein eigenes kleines Recycelzentrum errichtet, wo auch kompostiert wird.
Um den Menschen einen Reiz zu geben am Mülltrennen teilzunehmen, wurden zwischen den Vierteln Wettbewerbe veranstaltet oder Premien ausgeteilt.
Auch ich konnte in der kurzen Zeit, wo ich mitgearbeitet habe, bemerken, dass sich etwas gewandelt hat und sich die Menschen wenigstens teilweise mit der Müllfrage und den somit verbundenen Umweltproblemen beschäftigen.
Der Chef des Projektes wird mir auch in Zukunft Bescheid geben, wenn mal eine Aushilfe gebraucht wird, oder irgendein Kurzzeitprojekt ansteht.

In der zweiten Woche kam spontan Birthe aus Trujillo zu Besuch und wir sind gemeinsam weiter nach Trujillo gefahren, um dort gemeinsam mit 3 weiteren weltwärts-Freiwilligen den Bus nach Cajamarca zu nehmen. In dieser 300.000 Einwohner Stadt findet jedes Jahr der besteKarneval Perus statt, dieses Jahr mit uns! Da die Stadt auf 2700 m in den Anden liegt, mussten wir des öfteren nach Luft schnappen und es erstmal langsam angehen lassen. Auch deshalb ging es erstmal nicht ins Zentrum der Stadt zum Epizentrum des Karnevals, sondern erstmal zum ausspannen in die sogenannten Baños de Inca, wo man in riesen Badewannen mit Thermalwasser baden kann. Super angenehm! Und nebenbei das erste warme Bad seit 7 Monaten…
Wohligwarm eingepackt ging es dann also ins Zentrum, wo schon einige buntbespritzte Autos durch die Gegend fuhren. Wir merkten also, dass Samstags immer eine riesige Wasser- und Farbenschlacht ausgetragen wird, wo fast niemand glimpflich davon kommt. Dämlicherweise hatten wir weder Wasserbomben, noch Farbe, sodass ich den Bauarbeitern, die mir von einem Baugerüst einen riesen Eimer Wasser überschütteten, nichts aber auch nichts entgegensetzen konnte! :(
Das vorher Bild ist gut gelungen, das nachherbild gibt’s nicht da niemand bei dem Chaos seine Kamera herausholen wollte… Zurecht…
Unglaublich mit was für einer Energie und Ausdauer die zumeist Jugendlichen mit Trommeln, Gesängen und Tänzen durch die Strassen ziehen und feiern! Die eisige Kälte und der Wind und der Regen konnten wohl nur uns Ausländern was ausmachen. Ich war am Ende wirklich nurnoch am zittern und bibbern…und auch vollkommen nass und blau und rot.

Am Sonntag war dann das Haupthighlight einer der beiden Karnevalsumzüge. Fast 5 Stunden lang (gut, wir sind vorher gegangen) ist ein kunterbunter Zug durch die Strassen gezogen, wurde bejubelt und beklatscht von tausenden Zuschauern. Da das Wetter heute wärmer und freundlicher war, haben wir es auch nicht so übel genommen, als wir von einigen Wasserbomben attackiert wurden. ;) Das ist eben Karneval in Peru. Jeder kann tun und lassen was er möchte, was normal in der Gesellschaft eben nicht so einfach geht. 

 

Am Montag, unserem letzten Tag, haben wir uns einer geführten Tour nach Cumbe Mayo angeschlossen. Einem Wald aus Felsen 20 km ausserhalb der Stadt auf 3.500 m Höhe. Wirklich toll! Das Wetter ähnelte Herbstwetter in Deutschland und dick eingemummelt sind wir mehr als 1 h durch fast unberührte Natur gewandert. Wirklich mal eine Abwechslung zur staubtrockenen Hitze von Tumbes.

 

Etwas betrübend war, dass überall auf dem Wanderweg Einheimische Frauen mit Kindern sassen und gebettelt haben. Einige haben zu essen oder Handwerkliche Dinge verkauft, andere aber wirklich eben nur mit ausgestreckten Händen am Rand gesessen und mit flehendem Blick nach Münzen gebeten. Ich gerate dann schnell in den Zwiespalt ihnen nun etwas zu geben, oder das ganze nicht zu unterstützen. Die Kinder werden nämlich beispielsweise eiskalt zum Betteln erzogen. Zwar war der Montag durch den karneval ein Feiertag, doch gehen auch an normalen Tagen viele nicht in die Schule, um für ihre Familie zu betteln. Wie sollen diese Kinder später eine Perspektive bekommen, wenn sie nichtmal schreiben und lesen können? Manche mögen denken, dass es soweit ausserhalb vllt keine Schule gäbe, doch dem ist nicht so… Ich hab mich im Endeffekt entschieden den Kindern nichts zu geben, sondern mir nur einen gekochten Maiskolben, und getrockneten Mais zu kaufen und die Frauen so zu unterstützen.

Der Rückweg nach Tumbes war wie immer anstrengend und kräftezehrend. Ich habe den kompletten Vormittag verschlafen und mich jetzt an die Berichterstattung gesetzt. Nachher werde ich noch ein Dokument einscannen, was der Schlüssel zu einer Verlängerung meines Aufenthaltes sein wird. Aber keine Angst, nicht lang! Nur für 2 Wochen Reisezeit. Ich komme wohl, wenn alles geschmiert klappt, am 18. August, nach einem kompletten Jahr, wieder in Hamburg an. :D Ich freue mich jetzt schon riesig auf meine Rückkehr. Nachdem ich nun schon fast 7 Monate hier bin, denke ich auch immer öfter an die Rückkehr. Die verbleibende zeit ist nämlich schon ziemlich durchgeplant, die Abreise rückt immer schneller und schneller näher!

Ich schicke euch ein bisschen Hitze aus dem Spätsommer! Ich bin gespannt, wie der Herbst hier wird. Die angekündigte Regezeit ist ziemlich mickrig ausgefallen, es hat mal wieder seit 2 Wochen nicht geregnet…
Gut für Samstag, wo wir mit einem Camping am Strand Michael verabschieden werden, der am Mittwoch in die Schweiz zurück fliegt. :(

Ich melde mich bald wieder, wenn ich wieder arbeite! :)