Freitag, 24. September 2010

Hallo Deutschland!
Ich sitz gerade im dunkeln in meinem Zimmer – der Strom wurde mal wieder abgestellt. Irgendwie passiert das diese Woche öfters, es ist immerhin schon das dritte Mal, dass wir keinen Strom haben. Komischerweise stellen sie ihn nämlich immer abends ab, wenn es schon dunkel ist! Haben eben im Kerzenlicht zusammen gegessen und ein bisschen geredet, mein Gastvater hat auch einige Gruselgeschichten rausgeholt, viele hier glauben an Geister, Zwerge und anderes Übernatürliches… Aber Trotzdem ist der größte Teil der Peruaner auch gläubig. Auch wenn es um den regelmäßigen Kirchenbesuch nicht so gut bestellt ist.
Irgendwie kommt diese Woche alles auf einmal. Da in unserem „Badezimmer“ die Wände gefliest werden, haben wir keine Dusche. Der Zement muss nämlich austrocknen. Seit letztem Mittwoch „dusche“ ich also mit einem großen Wasserkübel, aus dem ich Wasser schöpfe und über mich gieße, Erfüllt im Endeffekt auch seinen Zweck ist aber natürlich umständlich.
Ein anderes Problem stellen die Mücken dar. Diese kleinen Blutsauger bringen mich noch um. Obwohl ich am Freitag eine Jeans und geschlossene Schuhe anhatte haben sie mich wieder vollkommen zerstochen. Da hat auch der Antimückenschutz nicht geholfen. :(
Ich wollte mal ein bisschen was zum Essen berichten: Zu allererst muss man sagen, dass ich wirklich nur vom essen hier aus Tumbes reden kann. Peru hat eine Menge Varietäten, jeweils abhängig von der Region. Hauptbestandteile des Essens sind Reis und Meeresfrüchte. Zu jedem Essen wird Reis gereicht. Ich wusste bis vor einem Monat gar nicht, dass man in Peru Reis anbaut, aber dem ist wirklich so! Wenn man aus Tumbes City herausfährt, kommt man an etlichen Reisfeldern vorbei! Der Reis wird irgendwie anders gekocht, als in Deutschland. Zumindest ist er wirklich sehr schmackhaft und ich kann bis jetzt jede Mahlzeit wieder mit Appetit zulangen. Das gleiche kann ich aber leider nicht mehr über den Fisch sagen. Es gibt sehr sehr oft frittierten Fisch. Und irgendwie hängt dieser mir nun schon ein bisschen zum Hals raus. Am Wochenende gibt es zwar auch Fleisch (meistens Trockenfleisch, Hühnchen oder Ziege), unter der Woche kommt es aber schon 2 oder 3 mal vor, dass es frittierten Fisch gibt. Hmm… Bin ich nicht so der Fan von. Nun gut. Aber abgesehen vom Fisch gibt es jede Art von Meeresfrüchten. Kalamares, Schnecken, Muscheln, Scampis, Krebse, Krabben, Hummer. Alles!
„Chicharron de Pescado“ nennt man Meeresfrüchte paniert frittiert, serviert mit Cremas (mayo, aji, sehr scharf Chilli) und ner Menge Zwiebeln. Zwiebeln dürfen bei einem guten peruanischen Essen sowieso nicht fehlen…
DIE Spezialität von Tumbes ist aber Ceviche. Roher Fisch, der mit Zitrone und Zwiebeln und natürlich ají zubereitet wird. Schmeckt gut, ich kann aber bisher noch nicht soo viel davon essen, da meine Zunge nach ein paar Bissen anfängt zu brennen wie Feuer!
„Cavrito“ wird hier immer Sonntags gegessen. Ein Eintopf mit Ziegenfleisch, serviert mit Reis.
„Sudado de Pescado“ oder „Parihuela“ sind Suppen, die mit Fisch oder Hummer gekocht werden und einen sehr intensiven Geschmack haben. Sehr intensiv, weshalb ich es bis jetzt noch nicht sooo gerne esse.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil peruanischer Küche ist die Banane. Obwohl ich nicht die uns bekannte gelbe Banane meine, sondern eine grüne, mir vorher nicht bekannte Sorte. Mit dieser kann man Fladen, sogenannte „Patacones“ zubereiten, „Chifles“, Hauchdünne Bananenscheiben, die eigentlich wie Kartoffelchips schmecken, eine Speise mit Trockenfleisch, die ein bisschen schmeckt, wie Bratkartoffeln mit Speck, süße Beilagen…. Ne Menge!
„Pollo a la brasa“ ist Brathändel. Sehr sehr lecker, wenn es gut zubereitet ist. Man isst es nur mit Salat und Pommes. Mehr gibt es in den Restaurants, die Pollo anbieten dann auch gar nicht. Salat, Hühnchen und Pommes: Fertig.
Jedes Essen wird begleitet mit irgendeinem Süßkkrams, wie Cola, Fanta oder Sprite. Kein Wunder, dass diese Getränke bis zu Flaschengrößen von 3 Litern und mehr verkauft werden! Peruaner lieben limonaden! Besonders natürlich ihre(!) Inka Cola. Das Getränk schmeckt nach aufgelösten Gummibärchen mit Kaugummi und sieht auch so aus: Quiiiietschgelb.
Zum Mittagessen gibt es alternativ oft die sogenannten „Refrescos“. Das Sind Fruchtgetränke, saftähnlich aber doch verschieden. „Chicha morada“ wird aus irgendeiner mir bislang unbekannten Frucht hergestellt, sieht aus wie Wein und hat einen sehr eigenartigen süßen Geschmack. Refrescos gibt es eigentlich von allen Früchten. Nektar mit Wasser verlängert. Witzig finde ich, dass die Peruaner die Getränke, die sie irgendwo unterwegs kaufen, in Plastikbeuteln und Strohhalmen trinken! Oder am Plastikbeutel eine kleine Ecke abbeissen und so das Getränk herausnuckeln. ;) „Refrescos“ werden stets frisch hergestellt und somit auch nicht in Flaschen verkauft!

Die Zeit vergeht und es gibt immernoch soo viel neues für mich. Am Freitag bin ich mit Paola und ihrer Mutter an die Grenze gefahren. Ich wollte eigentlich nur eine Hose kaufen, bin aber an der Fülle der Stände und der Ware gescheitert. Das hat mich alles ein bisschen überfordert. Sowohl auf der peruanischen, als auch auf der ecuadorianischen Seite der Grenze hat sich eine art Verkaufs-Stadt angesiedelt, die mit einem Einkaufscenter zu vergleichen wäre, nur halt auf simplere Weise. Wie ein riesiger Basar, bestehend aus kleinen Ständen. So eine Fülle an angebotenen Waren habe ich bisher noch nie gesehen. Ein Fleischstand neben einem Holzstand, ein Unterwäschestand neben einem Uhrenstand. Überall kleine Wechselstuben, bestehend aus einem Stuhl und einem Tisch, einem Taschenrechner und einer „Kasse“. Wow. Eindrucksvoll! Viele Dinge sind auf der ecuadorianischen Seite billiger. Deshalb fahren die Tumbesinos des öfteren mal rüber und kaufen ein. Mit meiner Hose hat es mehr oder weniger geklappt. Ich musste leider feststellen, dass die Mode der Peruanerinnen meiner Körpergröße nicht so ganz entspricht. Entweder es gibt ultraenge caprijeans oder radlerhosen in den grellsten tönen… Oder mir missfielen die Sachen, oder sie haben nicht gepasst. :( Der Ausflug hat sich aber wirklich gelohnt und ich werde demnächst nocheinmal in Ruhe hinfahren und bummeln.

Wir sind dabei im Haus Internet einzurichten. Leider gestaltet es sich mehr oder weniger schwierig. Erst wollten wir jemanden arrangieren, der uns in Drahtlosnetze einhackt. Hat aber nicht geklappt. (find ich auch nicht schlecht!). Jetzt haben wir uns 50 m Kabel gekauft und teilen den Internetanschluss mit einer Nachbarin. Nur das installieren klappt noch nicht so ganz. Aber ich hoffe, dass es in den nächsten Tagen läuft! :)
In meinem Projekt läuft es zur Zeit leider eher durchwachsen. Nach wie vor gefällt mir die Idee des Projektes und an sich macht mir die Arbeit auch Spaß. Es ist nur wirklich kompliziert! Paola und ich hatten uns bis jetzt eigentlich immer gut organisiert – auf dem Papier. Alles was wir uns so überlegt haben, hat aber im Endeffekt nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten. Beispielsweise wollten wir am Mittwoch eine Gitarrenstunde organisieren mit dem Koordinator des Projektes. Dieser musst dann aber leider kurzfristig absagen. Leider hatten wir aber keine alternative Planung für den Tag und wir mussten uns etwas aus den Fingern ziehen. Ich hatte die Idee den Jugendlichen (ich nenn sie ab jetzt „Chicos“) Völkerball beizubrigen und sie haben es auch wirklich verstanden. Leider fanden sie das Spiel nicht so prickelnd. Einer nach dem anderen murrte rum und im Endeffekt haben wir nach ner viertel Stunde wieder aufgehört. Dann haben wir ein Tischtennisturnier organisiert. Die eine Woche waren alle begeistert, haben Teams gebildet und sich gefreut. Am Mittwoch wollten wir dann die ersten Spiele austragen. Zum einen waren die Hälfte der Teams nicht da, zum anderen wollten plötzlich einige nicht mehr an dem Turnier teilnehmen, was meine komplette Organisation wieder über den Haufen geworfen hat. Paola und ich versuchen so gut wie möglich das anzubieten, was den chicos auch geällt, wo sie sich einbringen wollen, was sie gerne machen. Schwierig, da sich fast keiner direkt dazu äußert, was sie interessieren würde und worauf sie Lust haben. Wenn man dann wirklich viel Energie in die Organisation der Tage steckt und man NICHTS wiederbekommt an Feedback oder Mitarbeit dann zieht einen das schon runter und man verliert schnell die Motivation. Man braucht aber Motivation, um weiterzumachen! Das muss man halt lernen. Ich bekomme derzeit viele einzelschicksahle mit. Familiäre Probleme sind an der Alltagsordnung. Ein Beispiel: Viele der Jugendlichen in der Gegend der Schule sind es mittlerweile schon gewöhnt geschlagen zu werden, wenn sie etwas falsch machen. Sie verspüren deshalb auch keinen Schmerz mehr, es ist vollkommen normal! Es gibt an der Schule ein 16 jähriges Mädchen, das im 6. Monat schwanger ist und deren Eltern davon bislang nichts wissen. Zum einen, weil es ihnen nicht aufzufallen scheint, zum anderen weil sie sonst den Vater des Kindes garantiert bedrohen und fertig machen würden. All diese Einzelschicksale gibt es zu ergründen. Zwar sind weder Paola noch ich ausgebildete Psychologen, dennoch zählen auch psychologische Dinge zu unserer Arbeit. Schwierig ist es, den Kompromiss zwischen strenger Gruppenleiterin, die für Ordnung in den Aktivitäten sorgt, und Vertrauensperson zu finden, die ein offenes Ohr hat und der auch persönlichere Dinge anvertraut werden. Denn auf letzteres kommt es eigentlich an.
Man muss wirklich jede einzelne Aktion überprüfen, da man ein unglaubliches Vorbild für die Jugendlichen ist. Wenn man sich einmal falsch verhält, kann es einen später bei der Arbeit wieder einholen: „Aber diesen einen Tag, da hast du auch dies und das. Wieso denn jetzt plötzlich doch so und so?“
Wie ihr seht, lerne ich jeden Tag vieles Neues. Wie habe ich mich in bestimmten Situationen zu verhalten, wie sind die Verhältnisse, ich lerne vieles über mich dazu, natürlich die Sprache.
Ich bin gespannt, wie ich mich hier verändern werde und ob und wie stark!
Leicht nachdenklich verabschiede ich mich heute von euch und freue mich über Nachrichten aus dem fernen Deutschland!!!

Montag, 13. September 2010

Hola chicos!
Heute von mir nur ein kleiner Lagebericht!
3 Wochen bin ich jetzt hier in Tumbes. Am Mittwoch schon für einen Monat in Peru. Obwohl es mir am Anfang so vorkam, als ob die Zeit vorbeischleicht, ich aber gleichzeitig dachte, schon seit einer halben Ewigkeit hier zu sein, verging sie, wenn ich zurückschaue doch recht schnell!
Manche weltwärtsler beginnen jetzt erst mit ihrem Projekt, andere haben schon ihre Familie gewechselt… Bei mir ist also alles ziemlich perfekt gestartet! In meinem Projekt beginnt nun auch langsam der Alltag. Wir haben klare Regeln aufgestellt, was die Organisation der Gruppe erleichtert. Überhaupt finde ich, dass Paola und ich uns ziemlich gut organisieren. Das Projekt läuft nämlich eigentlich schon seit einem Jahr am „Tupac Amaru“ (der Name der Schule). Bisher wurden aber noch keinerlei Strukturen gefestigt (Innerhalb von mehr als einem halben Jahr!). Paola und ich haben innerhalb von 3 Wochen Gruppen erstellt, Stundenpläne ausgearbeitet, Regeln klargemacht, Die ersten Minivorträge gehalten… Ich kenne schon einige Namen der Kids  Da es hier in Peru 2 Schichten gibt, in denen man zur Schule gehen kann (morgens und nachmittags) haben wir auch 2 Gruppen. Die die morgenszur Ansonten wird viel Sport gemacht (wir bieten Fussball, Volleyball, Basketball, Tischtennis, Tischkicker, Aerobic, ein kleines Fitnessgerät, Springseile……) und musiziert (seit neuestem haben wir 7 Gitarren, ein Keyboard, Cajones (ne Art Trommel) und Flöten). Der Sinn hierin ist, dass die Kids sich andere Dinge suchen könne, die ihnen Spaß machen. Uns ist alles recht, was nicht auf der Strasse rumlungern, Drogen nehmen, zu Hause rumsitzen, ist.

Hier in meiner Familie ist alles soweit gut. Die komplette Familie ist riesig!! Ich habe noch nicht einmal all kennengelernt und kann mir noch nicht mal ansatzweise alle Namen merken. Roberto, mein Gastvater, hat 7 Geschwister. Meine Gastmutter Mari hat insgesamt 20 Geschwister (auch viele Halbgeschister darunter). Ich hab also ne Menge, Menge, Menge Gastcousinen und couins, Onkels und Tanten……etc. Ich habe dieses Wochenende das erste Mal richtig im Restaurant mitgeholfen. Bis jetzt habe ich ein bisschen beim Saubermachen mitgeholfen oder Kleinkram erledigt. Aber dieses Wochenende hab ich dann auch die Karte gebracht, Besteck und Gläser verteilt, Bestellungen aufgenommen, … alles was in einem Restaurant so anfällt. Es kostet eine Menge überwindung sich um Die Gäste zu kümmern, wenn alle einen eh beäugen und beobachten, weil man die einzige Blonde Helläugige weit und breit ist. Ich muss des öfteren zwei mal nachfragen, was genau die Leute mir gesagt haben und ab und an gabs peinliche Missverständisse. Trotzdem macht es eigentlich Spass mitzuhelfen. Es ist eine sinnvolle Beschäftigung und ich lerne auch was dazu, überwinde meine Scheuheit und bin mit vielen Peruanern in Kontakt, sodass man mich kennt und auch andere mit auf mich aufpassen (Theorie meines Gastvaters, die mir einleuchtet).
Am Samstag hatte ich das zweite Mal Fussballtraining. Auch wenn die Mädels eine „Trainings“-Moral an den Tag legen, die man sich in Deutschland so nicht wirklich vorstellen könnte während des Training, hat es auf jedenfall Spass gemacht. Ich wurde zur Kapitänin fürs nächste Wochenende, wo unser erstes Turnier ansteht, ernannt. Find ich ein bisschen blöde. Zwar hat sich die mannschaft so in ihrer Zusammensetzung erst neu zusammengefunden, doch bin ich trotzdem eher die Neue.. Und dann gleich kapitänin? Naja gut. Wird mein bestes geben. Ich wurde prompt hinten auf die Abwehr-Libreo-Postition gestellt wegen meiner Größe und meinem Widerstand in der Abwehr. Finde ich gar nicht schlecht, weil ich so ersteinmal ein bisschen in die Spielweise der Peruanerinnen reinschnuppern kann, ohne mittendrin zu sein. Das Turnier nächsten Samstag ist zur Vorbereitung auf die richtige Pokalrunde, die ab Oktober startet. Ich bin echt gespannt, wie die Peruanerinnen spielen, ob wir eine Chance haben und ob ich in der Hitze hier mithalten kann.
Soooweit zu mir. Falls ihr Fragen habt, lasst hören!
Muchos Saludos y besitos para todos :)

Dienstag, 7. September 2010

Hallo Hamburg!
Ich habe mir hier einen USB-Stick besorgt und hoffe, dass ich die Texte in meinen Blog kopieren kann.
Nach 2 Wochen in Tumbes habe ich mich eigentlich recht gut eingelebt. Dennoch gibt es immer noch so viele Eindrücke wenn ich durch die Straßen fahre oder laufe, dass mir oft mein Mund offen stehen bleibt.
Ein Beispiel ist der Verkehr hier. Es gibt zum einen eine Menge Motocarros. Das sind quasi Dreiräder, die durch ein Motorrad angetrieben werden. Das ganze sieht recht asiatisch aus. Man kann sich die Gefährte eher in Thailand, als in Peru vorstellen, dennoch gibt es super viele davon. Da sie aber nur ungefähr 40 Km/h schaffen, kreuz und quer fahren und oftmals auch nicht über Blinker verfügen, tragen sie schon mal zu einem großen Teil zum Chaos auf den Straßen bei. Die Dreiräder sind das billigste Fortbewegungsmittel. Man bezahlt für normale Strecken 1 Sol (weniger als 30ct), egal wieviele Menschen mitfahren (man kriegt schon 3 Erwachsene und 2 Kinder rein). Man könnte sie mit Taxen vergleichen. Das einzige Problem ist, dass sie auch nicht wirklich sicher sind. Jeder kann sich ein Moto kaufen und damit Geld verdienen. Niemand kontrolliert die Zulassung. Die Jungs an meiner Schule haben alle das Ziel sich ein Motocarro kaufen zu können. Eine anderes Ziel haben sie oft nicht. Wirklich viel verdient man aber nicht damit, da es wirklich eine Menge davon gibt!!
Mir wird immer wieder geraten NIE alleine in ein Motocarro zu steigen, da es schon oft vorgekommen ist, dass die Fahrer einen sonstwo hinfahren und einen dann berauben. Deshalb fahre ich immer mit meiner Arbeitskollegin zu meiner Arbeitsstelle und benutze die Motos nicht alleine.

Die „normalen“ Autos sind meistens uralte Schrottkisten, die bei uns nicht mal ansatzweise durch den TÜV kommen würden. Man muss aber dazusagen, dass sie wunderbar laufen! Vielleicht funktioniert das Abgassystem nicht mehr so perfekt, oder man kann das Fenster weder öffnen, noch schließen, aber das ist ja auch nicht wichtig – wichtig ist, dass sie fahren und ne Menge Menschen von A nach B bringen. Es ist sehr ungewöhnlich, dass eine Familie ein Auto besitzt. Ich denke, dass wirklich nur die Reichen einen eigenen Wagen haben. Oder die, die wirklich einen für ihre Arbeit brauchen. In meiner Familie kann auch niemand Auto fahren! Für sie war es eine Überraschung, dass ich in Deutschland sowohl Autofahren kann, als auch dass unsere Familie ein Auto hat. Dass es üblich ist, 2 Autos zu besitzen habe ich gar nicht erst erwähnt… In Tumbes gibt es auch, soweit ich das bisher mitbekommen habe, keine Busse. Es gibt Autos, die wie Busse fungieren: Carros. Wie Buslinien haben sie bestimmte Fahrtwege, jedoch kann man ein und aussteigen wo man will. Hierfür bezahlt man pro Fahrt und Person von 0,50 bis 1 Sol. Weitere Strecken in die Vororte 2 oder 3 Sol. Die Carros sind eigentlich Gemeinschaftsautos. Irgendwie finde ich das ne ganz schön coole Sache. Man braucht nie auf den Bus zu warten, es ist immer in irgendeinem Carro Platz. Dank dieser Carros bin ich ziemlich flexibel. Wenn es sie nicht gäbe, könnte ich wahrscheinlich nicht alleine zu meiner Arbeitsstelle oder ins Zentrum fahren. Da Carros aber sicher sind, kann ich sie auch alleine benutzen ohne Angst zu haben ausgeraubt zu werden.
Der Verkehr ist absolut chaotisch! Es gibt keine Fahrstreifen und keine Haltelinien und keine wirklichen Verkehrsschilder. Ausserhalb der Hauptverkehrsstraßen hat der Vorfahrt, der als erster an der Kreuzung ist. Jeder fährt so schnell, wie es die Bremsen zulassen. Carros fahren Slalom um die Motocarros. Motocarros versuchen mit Handzeichen vom linken Fahrbahnrand an die rechte Seite zu kommen. Lastwagen verpesten die Luft mit Feinstaub. Und überall zwischendrin normale Motorräder. Die Carros hupen wenn sie an Motocarros vorbeifahren, um Bescheid zusagen und Unfälle zu vermeiden, Carros hupen, wenn sie Leuten am Strassenrand sehen, um sie mitzunehmen. Mitten drin auch die Strassenverkäufer mit Fahrrädern, die Obst verkaufen, oder Müllabholen. Fussgänger laufen einfach so über die Straße, auch wenn sie rot haben. Ach ja! Und Anschnaller gibt es meistens nur vorne in den Autos. Hinten habe ich bisher keine gefunden. Neulich sind wir die Familie meiner Mutter in einem Vorort besuchen gefahren. Ein normaler Kombi hat 9 Leute mitgenommen. 2 auf dem Beifahrersitz, 3 in der Mitte und nochmal 3 im Kofferraum!
Der Polizei ist das alles recht egal.
Für weitere Strecken gibt es die Langstreckenbusse. Je nachdem wieviel man bezahlt hat sind sie entweder normale reisebusse, so wie wir sie kennen (nur halt sehr viel älter), oder richtig komfortable Doppeldeckerbusse mit Ledersitzen, die sich auf ca 120 Grad zurückstellen lassen und Essen und trinken.
Sooo. Genug zur Verkehrslage hier in Tumbes. Es ist einfach unglaublich aufregend hier in die Welt reingeschmissen zu werden. Wenn ich durch die Strassen fahre kann ich mich irgendwie nicht sattsehen. Klingt irgendwie komisch, ist aber so. Die Läden und Strassenverkäufer. Die Häuser, der Verkehr. Die Wandmalereien (hier sind im Oktober wahlen angesetzt und jeder freier Fleck wird vollgepinselt mit Wahlwerbung). Kühe, die über die Strassen getrieben werden, nachmittags. … und sovieles mehr. Obwohl alles so anders ist, fühle ich mich auf jedenfall wohl. Ich kann nicht sagen, dass mich alles abstößt. Es ist nur einfach etwas schwer sich zurechtzufinden. Wenn ich eine Kleinigkeit, wie ein Handtuch brauche, muss ich ersteinmal fragen, wo ich es bekomme. Letzen Freitag habe ich mir Sportkeidung besorgen wollen. Natürlich konnte ich nicht alleine gehen, sondern bin mit meiner Gastschwester und ner freundin losgezogen. Zum einen musste ich ersteinmal erklären, was genau ich wollte, das haben die beiden irgendwie nicht so recht verstanden, zum anderen muss man das dan ersteinmal finden. Ich habe schnell von einer „normalen“ deutschen Sporthose abstand genommen. Ich besitze nun einen peruanischen Sportdress. ;) Wirklich mögen tu ich das Ding nicht (eine „Radlerhose“ in rot und blau). Aber ich bin im Trend, falle, zumindest was die Sportbekleidung angeht, nicht auf und passe mich der peruanischen Mode an! Worauf ich hinauswill ist, dass ich wie ein Baby lernen muss hier klarzukommen. Wo bekomme ich was, wo kann ich mein Carro nach Hause nehmen. Wieviel kostet ein Kilo Mandarinen. Wo kriege ich ne Zahnbürste. Es gibt nämlich fast keine Supermärkte und auch nur wenige sonstige Geschäfte, weil alles auf dem Großmarkt gekauft wird. Das ist ein riesiger Basar. Man kriegt wirklich alles dort. Es gibt eine fischsektion, Fruchtstände zwischen Schuh- und Klamottenständen, Elektrosachen, Schmuck, Drogerieartikel…. Spielsachen, etc etc. Die Gassen sind teilweise so eng, dass nur eine Person sich durchzwägen kann. Und die Sachen hängen sehr tief, sodass ich oft nur gebückt durchlaufen kann.
Ich habe durch Glück eine Fussballmannschaft gefunden! Einer meiner Gastonkel konnte mich an jemanden vermitteln, der in einer Frauenmannschaft spielt. Am Samstag war ich das erste mal beim Training. Es waren leider nur 5 Mädels da. (Begründung: Die Mädels mögen kein Training, sondern kommen nur zu den wichtigen Spielen….) Es war ein normales Training, mit einem supermotivierten Trainer, der aber seinerseits relativ große Probleme hatte, die Mädels bei Laune zu halten ;) Die Mädels haben technisch gesehen relativ wenig drauf, können aber tricksen und spielen. Samstag in 2 Wochen haben wir dann ein Spiel gegen eine andere Mannschaft aus dem Department Tumbes. Wer gewinnt vertritt das Bundesland Tumbes und spielt in Piura , der grössten Stadt im Norden, gegen eine andere Mannschaft. Wer dort gewinnt spielt in Lima. Wer dort gewinnt spielt um den Südamerikanischen Pokal. Es liegen also eigentlich nur wichtige Spiele an. Vergleichbar ist das ganze mit dem Pokal in Deutschland. Hehe. Klingt echt interessant! Der Trainer ist witzig und ich denke, dass ich von den Mädels was tricksen und spielen auch ne Menge lernen kann. Außerdem komm ich etwas rum, wenn ich mit der Mannschaft mit zu den Spielen fahre. Mal sehen! 
Desweiteren geh ich ins Fitnesssutdio und mache Aerobic-Kurse mit. Ich muss dem fettigen essen etwas entgegensetzen, sonst komme ich als Kugel wieder;)
Am Samstag war ich mit meienr Gastschwester, Gastcousin und Cousine und Freunden von beiden weg. Es war witzig! Die Disko hat eine große Tanzfläche mit Tischen drumherum. Man sitzt also am Tisch und trinkt Bier oder Cocktails und ab und an wird man dann von den Männern in der Gruppe zum tanzen aufgefordert. Man tanzt eigentlich nur mit den Männern aus der eigenen Gruppe. Es ist nicht, wie in Argentinien üblich, dass auch andere fremde Leute einen auffordern. Da der Cousin aber einige freunde mitgebracht hat, habe ich viel getanzt! Ich mag die Musik immernoch sehr und auch das Paartanzen hat Spaß gemacht!
Diese Woche beginnt die wirkliche Arbeit in meinem Projekt. In der letzten Woche habe ich die Gruppen ein bisschen kennenlernen können. Wir haben ihnen Freizeit gegeben. Sie konnten sich die 3 Stunden so beschäftigen, wie sie wollten. Diese Woche machen wir aber schon richtige Unterrichtseinheiten, die sich mit den Mythen der Drogen befassen. Zum einen gibt es wieder eine Zeit, in der fussball gespielt wird oder Aerobics, zum anderen 1,5 lockeren „Unterricht“. Ich bin sehr gespannt wie die Jungs und Mädels das annehmen! Es ist sehr interessant die Jugendlichen kennenzulernen. Einige sind unheimlich still und sagen sehr wenig, ziehen sich zurück und sind eher passiv. Andere brauchen unglaubllich viel Aufmerksamkeit und sind laut. Meistens gibt es ein zwei Jungs die die ganze Gruppe beeinflussen. Die Mädels sind total zurückhaltend und auch schwerer zugänglich. Bis jetzt macht mir meine Arbeit wirklich Spass, leider hab ich nicht wirklich viel zu tun, weil wir bis jetzt nur 3 Stunden am Tag in der Schule sind. Aber da kann man mit Eigeninitiative noch viel machen.
Soooo. Genug geschrieben für heute!
Hasta luego